Altreifen werden heute entweder in Zementöfen verbrannt, zu Granulat verarbeitet oder außerhalb Europas auf gigantischen Müllhalden entsorgt. Dass es auch anders geht, hat der Erfinder Helmut Haneklaus in Eigeninitiative bewiesen. Gerhard Lukert stellt Haneklaus‘ innovatives Projekt einer Altreifenpyrolyse vor, das nun genossenschaftlich vermarktet werden soll.
Wenn ihr einen Mann seht, mit Hut, Mantel und Schuhen aus Kautschuk, aber ohne einen Cent in der Tasche, dann habt ihr Charles Goodyear vor euch.‘ So schrieb einmal eine Zeitung über den Erfinder des synthetischen Gummi. Goodyear hatte jahrelang mit Naturkautschuk experimentiert, der in der Kälte aber brüchig wird und in der Hitze wie La-kritze schmilzt. Im Jahr 1839 fiel ihm eine Mischung von Kautschuk und Schwefel auf eine heiße Ofenplatte, es war Zufall und die erste Vulkanisierung gewissermaßen, aber der Gummi war damit geboren.
Goodyears Erfinderjahre waren hart, mehrfach landete er im Gefängnis wegen der Schulden, die er für seine vermeintlich sinnlosen Projekte aufnahm und nicht zurückzahlen konnte. Aber auch später als Unternehmer, als es hätte klappen können – die ersten Kondome aus Latex hat er produziert und sie fanden reißend Absatz –, da verwickelte man Goodyear laufend in Patentprozesse. Er starb völlig verarmt.
Etwas besser erging es dem Schotten John Boyd Dunlop, der Jahrzehnte später für das Fahrrad seines Sohnes einen luftgefüllten Gummireifen erfand, mit dem dieser jedes Wettrennen gewinnen konnte. Man erteilte Dunlop 1889 ein Patent, fälschlicherweise, sodass auch hier Gerichtsprozesse folgten – und Wettbewerber wie Michelin das unbeachtete, abgelaufene Patent von Robert W. Thomson (1845) aufgreifen konnten. Als das Auto erfunden wurde, war der Reifen jedenfalls schon da.
Altreifen-Recycling heute
Mobilität heute ist ohne Autoreifen nicht denkbar. Wie viele werden jedes Jahr weltweit produziert? Etwa 1,3 Milliarden – die runderneuerten nicht mitgezählt. Und was passiert, wenn sie abgefahren sind? Etwas mehr als ein Drittel der Altreifen wird hierzulande in den Drehöfen der Zementhersteller verheizt und blickt uns von Betonwänden wieder an