Mit Herz und Verstand hat sich der Hundeexperte Anton Fichtlmeier das Wesen des Hundes erschlossen. Er wirbt dafür, diesem vierbeinigen Freund des Menschen offen und mit allen Sinnen zu begegnen. raum&zeit sprach mit dem Vorkämpfer für wirklich artgemäßen Umgang mit dem Hund.
raum&zeit: Soeben ist Ihr erstes Buch über Hunde und den artgemäßen Umgang mit ihnen erschienen. Gibt es nicht schon genügend Bücher zu diesem Thema? Was war Ihr Anliegen beim Schreiben Ihres Buches?
Anton Fichtlmeier: Mein Hauptanliegen war, eine neue Sichtweise zu eröffnen. Zuerst einmal beim Hundehalter, damit er bewusster mit seinem Welpen umgeht. Das bedeutet
unter anderem, dass er sich kritischer mit dem Bild befasst, das er sich vom Hund macht. Dieses Anliegen kommt aus der Summe meiner Erfahrungen in der Therapie von Problemhunden. Leider hat sich im Laufe der letzten Jahre immer wieder bestätigt, dass die Art und Weise, wie der Mensch Welpen prägt, ob bewusst oder unbewusst viele Probleme nach sich zieht.
r&z: Können Sie uns eine typische Erfahrung aus Ihrer Therapietätigkeit schildern, um Ihr Anliegen besser verstehen zu können?
A. F.: Ich wurde einmal von einem Hund schwer verletzt und dennoch war selbst dieser Hund für mich einfach nur ein bedauernswertes Wesen, weil ich erkennen konnte, dass es seine Erfahrungen mit den Menschen waren, die ihn quasi dazu ,gezwungen‘ haben. Natürlich baut man nach so einem Erlebnis nicht eine Wahnsinns-Sympathie zu diesem Hund auf. Aber man erblickt in einer solchen Situation einfach die Hundeseele als solche und es rührt einen an, dass es überhaupt möglich ist, ein Tier so weit zu bringen, dass es sich so asozial verhält, wo doch der Hund seinem Wesen nach gar nicht zu solch aggressivem Verhalten angelegt ist. Es ist die Entfremdung des Menschen von der Natur, unsere Unfähigkeit, noch Natur zu empfinden und sich in dieser Ebene der Natur zu bewegen, die es dem Menschen so schwer macht, sich die Welt eines Hundes zu erschließen.
