Es gibt zahlreiche Versuche und Beobachtungen, die widerlegen, das Herz sei eine mechanische Pumpe. Vielmehr treiben komplexe Wirbelmechanismen den Kreislauf an.
„Die Pumpe“ ist im Volksmund eine Bezeichnung für das Herz. Es sagt einiges über unsere materialistisch eingestellte Zivilisation aus, dieses Organ auf seine (vermeintliche) mechanische Funktion zu reduzieren. Mechanik ist etwas, das der Mensch zu beherrschen glaubt. Es suggeriert Reparierbarkeit. Fällt die Umwälzpumpe aus, ruft man den Heizungsmonteur. Macht das Herz Probleme, setzt man einen Stent oder einen Schrittmacher ein, nimmt Medikamente oder wechselt gleich das ganze Organ aus.
Allerdings sind Herz-Kreislauferkrankungen nach wie vor Todesursache Nr. 1 in der westlichen Welt, trotz aller vermeintlichen Fortschritte in der modernen kardiologischen Medizin. Eine Ursache für diese Erfolglosigkeit könnte darin liegen, dass die Funktion des Herzens eben nicht primär im Pumpen besteht. Der Anthroposoph Rudolf Steiner (1861 1925) sah im Herzen eine Art Stauorgan oder Vermittlungsorgan zwischen der oberen und unteren Körperhälfte. Die eigentliche Dynamik des Blutflusses geschehe aus dem Blut selber heraus. Der Blutdruck, so Steiner, werde nicht vom Herzen erzeugt, sondern resultiere aus dem Schließen der Herzklappen, wodurch das Blut kurzfristig gestaut werde und folglich einen höheren Druck aufweise. Selbstverständlich stieß Steiner seinerzeit damit auf taube Ohren. Das Dogma des Herzens als mechanische Pumpe war etwa Mitte des 19. Jahrhunderts, als der wissenschaftliche Materialismus die Herrschaft übernahm, so tief in den Köpfen der Biologen und Ärzte verankert worden, dass kein Zweifel mehr daran geduldet wurde.
Falsche Skizze Leonardos
Die Annahme, das Herz sei eine mechanische Pumpe, geht auf Galileo (1564 1642) und Leonardo da Vinci (1452 1519) zurück, wie der Schrift The heart is not a pump: A refutation oft the pressure propulsion premise of heart function ?1 von Ralph Marinelli et al. zu entnehmen ist. Galileos Schüler und enger Freund Gio-vanni Borelli war der Auffassung, das Herz sauge sich mit Blut voll wie ein Lappen mit Wasser, um es dann durch Zusammenziehen in die Aorta zu drücken. Offenbar hatte sich Borelli eine Zeichnung Leonardo da Vincis zu Herzen genommen. In einem der Skizzenbücher Leonardos fand sich nämlich eine Zeichnung des Herzens (Abb. S. 41), in welcher die linke Herzkammer irrtümlich als von durchgängiger Dicke dargestellt war, ganz so, wie man es bei einer Pumpenkammer erwarten würde. Die falsche Darstellung in dem Skizzenbuch tauche mit leichten Variationen in den meis-ten anatomischen Lehrbüchern bis in unsere Zeit wieder auf, so Marinelli et al.