Trotz Protest: Bundestag stimmt für neues Wehrdienstgesetz

Schüler streiken bundesweit gegen Wehrpflicht

Trotz Schulstreiks und Protesten am Vorabend hat der Bundestag das neue Wehrdienstgesetz beschlossen. Politik und Lehrkräfte warnen – Vergleich zu Fridays for Future.

Neues Wehrdienstmodell beschlossen

Der Bundestag hat heute ein Gesetz verabschiedet, das ab 1. Januar 2026 die verpflichtende Erfassung aller 18-jährigen Männer vorsieht. Sie müssen Fragebögen ausfüllen und sich mustern lassen. Der Dienst bleibt zunächst freiwillig, gilt aber als Vorstufe zur reaktivierten Wehrpflicht.

Proteste bereits am Vorabend

Schon am Donnerstagabend formierten sich erste größere Demonstrationen gegen die Pläne der Bundesregierung. In mehreren Städten versammelten sich junge Menschen und UnterstützerInnen zu Mahnwachen, Kundgebungen und spontanen Demonstrationszügen. Viele machten deutlich, dass die Musterungspflicht für sie einen Eingriff in persönliche Freiheit und Zukunftsplanung darstellt. Die Vorabend-Proteste dienten auch als Mobilisierung für die bundesweiten Schulstreiks am Folgetag. In München zogen beispielsweise ca. 2000 Menschen lautstark aber friedlich durch die Straßen (persönliche Beobachtung aus der Redaktion).

Eindrücke von der Demo „Nein zur Wehrpflicht“ in München am 04.12.2025

Bundesweite Schulstreiks in rund 90 Städten

Zeitgleich zum Bundestagsbeschluss gingen Schüler in etwa 90 Städten auf die Straße. Unter dem Motto „Schulstreik gegen Wehrpflicht“ demonstrierten sie gegen die geplante Musterung des Jahrgangs 2008. In Städten wie Göttingen, Münster und vielen Orten in Bayern wurden Straßen gesperrt und Kundgebungen abgehalten.

Politik und Lehrkräfte: Klare Ablehnung der Schulstreiks

Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) stellte klar: Schulstreiks seien nicht erlaubt, der Freitag sei ein normaler Unterrichtstag. Auch der Deutsche Lehrerverband warnte vor Boykotten und verwies auf die Schulpflicht. Demonstrationen sollten – so die Forderung – außerhalb der Unterrichtszeit stattfinden.

Unterschied zu Fridays for Future: Weniger Rückendeckung

Im Vergleich zu früheren Jugendprotesten wie Fridays for Future ist der Ton diesmal deutlich schärfer. Während Klimademos oftmals politische Rückendeckung erhielten und bewusst am Nachmittag stattfanden, geraten die heutigen Aktionen mit der Schulpflicht in Konflikt. Die gesellschaftliche Akzeptanz ist spürbar geringer – trotz ähnlicher Jugendmobilisierung.

Jugend formiert sich erneut politisch

Trotz Kritik zeigt die Mobilisierung, dass junge Menschen politische Entscheidungen aktiv mitgestalten wollen – gerade wenn sie sich persönlich betroffen fühlen. Viele sehen in dem Gesetz ein Zeichen wachsender Militarisierung und möchten frühzeitig ein Zeichen setzen.

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