Mehr denn je steht im Vordergrund, zu fragen, wie man alt werden möchte, kann und wird. Dass wir heute doppelt so alt werden wie der Mensch im 16. Jahrhundert, ist zunächst einmal erfreulich, aber ob sich die Qualität des Älterwerdens tatsächlich bewahrheitet, darf zumindest mit einem kleinen Fragezeichen versehen werden. Wenn ich die krampfhaften Versuche betrachte, wie mit allen Mitteln Anti-Aging mit Kapseln, Lifting & Co. geradezu panisch das Älterwerden vermieden wird, wird das Fragezeichen immer größer.
Im Gegensatz zu vielen anderen Kulturen, in denen das Seniorenprinzip im Vordergrund steht, gilt in den westlichen Ländern mit Ausnahme von Großbritannien das Juniorenprinzip. Wer jung ist, zählt, wer alt ist, muss sehen, wo er oder sie am Rande der Gesellschaft einen Platz findet. Die Überforderung der jungen Generation mit Tendenz zum frühen Burn-out steht im grellen Gegensatz zu den vielen Senioren, die ohne Perspektive, Ziel und Aufgabe vor sich hindämmern. In Wirtschaft und Industrie ist nicht gefragt, wie Senioren ihre Erfahrung weitergeben können der Fokus liegt allein auf der Jugend. Dabei wird übersehen: Wissen allein ist noch keine Bildung und erst recht keine Weisheit. Diese entsteht erst durch gelebte, eigene Erfahrung.
Das Älterwerden ist ein großer Schatz!
Was unserer Gesellschaft fehlt, ist die Wertschätzung von Alter und Reife. Stattdessen ist unter vielen Senioren eine tiefe Frustration spürbar: Trotz jahrzehntelanger Arbeit reicht die Rente oft nicht, und viele bessern ihr Auskommen durch Leergutsammeln auf.