Berggipfel, die über die Wolken hinausragen, jahrtausendealte Höhlen, dunkle Abgründe, rauschende Gebirgsbäche und tiefe Wälder. Die Alpen bieten viel Raum für die Entstehung einer mystischen Welt. Vielleicht hat sie deshalb eine Fülle an Sagen hervorgebracht, die noch bis heute im Bewusstsein des Alpenvolkes verankert sind.
In Zeiten des Umbruchs und des Bewusstseinswandels steht unsere Auffassung von Wirklichkeit und Wahrhaftigkeit immer öfter zur Diskussion. Das schamanische Weltbild bietet dazu Orientierungsmöglichkeiten, da hier zwischen der nichtalltäglichen und der alltäglichen Realität unterschieden wird. Während sich unser herkömmliches Weltbild am Diesseits orientiert, impliziert zumindest die Quantenphysik, dass es da noch mehr gibt – eine andere Dimension, eine andere Welt. Sehen wir in die alten Überlieferungen, in die Welt der Sagen und Legenden, öffnet sich ein geheimnisvolles Reich voller übernatürlicher Erscheinungen und Wesenheiten. Als Sachbuch-Autor und Alpenschamane möchte ich zwischen diesen Welten vermitteln und einen Einblick in eine alpine Wunderwelt geben.
Die Wildfrauen
Die moderne Matriarchatsforschung nach Heide Göttner-Abendroth betrachtet die Erde als eine Urgöttin, als Schöpferin alles Lebendigen: „Überall sahen die Menschen die Züge ihrer Weiblichkeit: in busenförmigen Hügeln und Bergen, in schoßartigen Tälern und Schluchten, in besonderen Steinen, Quellen, Seen und Flüssen, in Bergrücken in Gestalt einer liegenden Frau. Diese Orte wurden zu Kultorten.” Und weiter schreibt sie: „Wenn eine Landschaft mit vielen solchen Zügen die Weiblichkeit der Mutter Erde manifestierte, wurde sie zur konkreten Landschaftsgöttin mit konkretem Namen. Das zeigen lokale Mythen, welche die jeweilige Landschaftsgöttin benennen und von ihrem Tun erzählen.”