Die heilende Kraft des bewussten Atems

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Übungen zum Ankommen bei sich selbst

Artikelnummer: th-57-22 Kategorien: ,

Wie geht natürliches Atmen? Wohin führt uns der Atem, wenn wir uns ihm anvertrauen? Doris Iding lädt mit einfachen Übungen dazu ein, die ganz individuelle Atmung wahrzunehmen, ihren natürlichen Fluss wertzuschätzen und darüber zu innerer Harmonie zu gelangen.

Unser Atem ist faszinierend. Alleine schon deshalb, weil sich zwischen einer Einatmung und einer Ausatmung unser Lebensbogen spannt. Dieser ist gefüllt mit Millionen von Atemzügen. Mal flach, mal tief, mal bewusst, mal unbewusst. Möglichst häufig bewusst zu atmen hat mehrere Vorteile: Wir können dadurch unsere körperliche und mentale Gesundheit stärken. Und wir können unserem Leben spirituell mehr Tiefe geben, weil der Atem uns in höhere Ebenen unseres Bewusstseins führen kann und uns als Anker dient, wenn wir in die eigenen Untiefen abtauchen, um unseren Schatten zu begegnen und zu heilen.

Als Erstes möchte ich gerne eine Erfahrung mit Ihnen teilen, die ich vor kurzem gemacht habe. Ich leitete ein Retreat, bei dem Atmung und Meditation im Vordergrund standen. Steven, einer der Teilnehmer, war ein 28-jähriger, angehender Kundalini-Yoga-Lehrer. In der Vorstellungsrunde erzählte er, wie erschöpft und überfordert er sich vom Leben fühlen würde. Unter vier Augen erzählte er mir dann, dass die Kundalini-Yoga-Ausbildung ihm sehr viel abverlangen würde. Er meinte, dass ihn besonders die intensive Atempraxis des Feueratmens, bei der sehr schnell und intensiv geatmet wird, immer wieder an seine körperliche und mentale Grenze bringen würde.

Schneller, häufiger = besser?

Als ich ihn bat, mir genauer zu erzählen, was ihn stressen würde, berichtete er von seinem Eindruck, nicht über die nötige Atemkapazität zu verfügen und deshalb häufig kurzatmig zu werden. Dann vertraute er mir an, dass er sich vor drei Monaten zusätzlich in einem Fitnessstudio angemeldet hätte, in der Hoffnung, durch ein intensives Krafttraining mehr Atemkapazität und Ausdauer zu entwickeln, um besser mit den Anforderungen der Atemübungen klar zu kommen. Der Schuss ging nach hinten los: Je mehr er sich bemühte, übte und schnaufte, desto mehr verspannte sich sein Zwerchfell und sein ganzer Körper. Eine Folge, die ihm selbst leider nicht bewusst wurde. Mit dieser Erfahrung ist Steven nicht alleine. Viele anderen Yogalehrer glauben, dass viel und schnell atmen viel bewirkt, aber realisieren nicht, dass weniger und sanft atmen oft wirkungsvoller ist.