Was können wir von der Natur lernen? Jahresende und vor allem die Winter- wie Weihnachtszeit sind ihre Depressions-Zeiten . Alles zieht sich zurück, um sich im Frühling wieder mit neuer Kraft zu entfalten. Depression bedeutet Ruhephase, Regenerationszeit, Kräfte sammeln. Der Rückzug ist also nichts Destruktives, sondern die Voraussetzung für einen Neustart. Sollte das nicht auch für den Menschen in dieser dunklen Jahreszeit gelten?
Draußen hat sich die Natur allmählich in Grau verwandelt. Der Baum vor dem Fenster steht völlig kahl da, ragt nur mit seinen dunklen Ästen in den wolkenverhangenen Himmel. Eintönig, trist, nachdenklich. So mancher gerät in dieser Jahreszeit in schlechte Stimmung und das hat nicht nur mit Vitamin D-Mangel, sondern auch mit der großen Innenbewegung zu tun, der die gesamte Natur jetzt unterworfen ist.
Wie wäre es, sich dem einmal hinzugeben?
Jetzt muss man nicht von einer Veranstaltung zur anderen, von einem Punschstand zum nächsten hüpfen. Ein stilles Treffen mit Kerzenlicht, Tee und die Seele entlastenden Gesprächen kann in dieser Jahreszeit viel passender sein. Es müssen auch nicht immer Lösungen für Probleme gefunden werden. Jeder Mensch hat Probleme, immer wieder. Ist das Eine bewältigt, kommt oft schon das Nächste. Das muss man manchmal auch aushalten können. Wenn wir jeder unser eigener Wald und gleichzeitig Förster sind, dann fallen einfach abgebrochene Äste an und man muss mit dem toten Holz umgehen lernen. Man türmt es auf und brennt es bei Zeiten ab. Mit Begleitung vielleicht, damit man nicht gleich den ganzen Wald dabei abfackelt.
Rückzug und Sammeln
In der Systemischen Therapie sagt man nicht, jemand hat eine Depression , sondern jemand verhält sich depressiv . Da liegt auch ein Zeitaspekt darin. Jetzt ist es so, morgen ist es vielleicht anders. Das schafft Freiraum für persönliche Entwicklung. Depressiv sein kann einfach auch nur eine angemessene Reaktion auf die Umgebung sein, wenn zu viel zusammenkommt und nicht mehr bewältigbar ist. Dann muss man wissen: Es ist in Ordnung in Depression zu gehen, den Rückzug anzutreten. Es zeigt, dass man Rücksicht auf sich nehmen will und seine Kräfte schont, um sich wieder erholen zu können. Auch der Baum wirkt im Winter wie tot, in Wirklichkeit hat er aber seine Kräfte nach innen gezogen, konzentriert und bewahrt sie und bereitet sich vor, im Frühling wieder zu blühen. In diesem Sinne ist die winterliche Depression in der Natur eine Heilungsphase, die zum Vorbild werden und konstruktiv erlebt werden kann.






