Psychiater Dr. Michael Bohne beschäftigt sich seit 2001 mit Klopftechniken und begann sie zu entmystifizieren. So entstand PEP : die Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie. raum&zeit sprach mit ihm und der Wissenschaftlerin Dr. Antonia Pfeiffer über deren Funktionsprinzipien, die Rolle des Vagus-Nervs und ob Haut ein emotionales Organ ist.
raum&zeit: Klopfen gegen Ängste und Traumata wie funktioniert das?
Dr. Michael Bohne: Beim sogenannten Klopfen werden, während ein emotional belastendes Thema neuronal aktiviert ist, nacheinander mehrere Körperpunkte (Akupunkturpunkte) mit den Fingern beklopft und meist auch noch selbststärkende Affirmationen ausgesprochen. Hierbei ist es egal, ob man konkrete oder diffuse Ängste oder andere belastende Emotionen wie Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Scham oder Ekel aktiviert. Es ist auch egal, ob die belastenden Emotionen ihre Wurzeln in der Vergangenheit, wie z. B. bei Traumata, haben oder sich auf gegenwärtige oder auf Zukunftsthemen beziehen. Das Frappierende ist, dass sich die aktivierten unangenehmen Emotionen in ungewohnt kurzer Zeit, oft in wenigen Minuten reduzieren, ja sogar auflösen lassen.
Gehirn schaltet auf Spiel
Dr. Antonia Pfeiffer: Dabei gibt es verschiedene Wirkmechanismen. Zum Einen beruhigen wir beim Klopfen auf verschiedenen Wegen das autonome Nervensystem und damit auch die starken Emotionen. Das Klopfen auf Gesichtspunkte aktiviert zum Beispiel indirekt den Vagus-Nerv und das parasympathische Nervensystem. Auch die rhythmische Bewegung und Berührung wirken beruhigend und regulierend. Bei der PTBS und auch Ängsten fühlen wir ja immer wieder diese starken Emotionen, wenn etwas aus der Gegenwart an die Vergangenheit erinnert, also etwas Altes angetriggert wird. In uns drin erleben wir dies dann so, wie wenn sich die Vergangenheit wiederholen würde.
Das Klopfen signalisiert uns nun auf der Ebene des Körpers, dass wir in der Gegenwart sind, während wir an etwas Altes denken. Das heißt, wir erleben im Hier und Jetzt Sicherheit, während neuronal eine traumatische Erinnerung oder ein belastendes Thema aktiviert ist. Durch diese Gleichzeitigkeit des Erlebens können sich nun neuronal die Sicherheitsanker der Gegenwart mit den belastenden Momenten der Vergangenheit verknüpfen. Das Erleben von Sicherheit wird dabei durch verschiedene Aspekte beim Klopfen begünstigt: Das Klopfen sieht so skurril aus und ist im Erleben so spielerisch, dass im Gehirn Netzwerke von Spiel aktiviert werden. Diese sind den Trauma-Netzwerken entgegengesetzt. Zudem klopfen wir in der Therapie gemeinsam mit dem Gegenüber das heißt wir erleben Verbundenheit, während wir an die schwierigsten Momente denken.
TCM als Mutter der Klopftechniken
r&z: Was unterscheidet PEP von diversen anderen Klopftechniken wie EFT, TFT usw.?






