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Das Afghanistan-Debakel

20 Jahre Lügen

Von Peter Orzechowski, München

Zwanzig Jahre Afghanistan. Noch sind 1 300 Bundeswehr-Soldaten im Rahmen der NATO-Ausbildungs-, Beratungs- und Unterstützungsmission 'Resolute Support‘ am Hindukusch im Einsatz. Damit ist Deutschland zweitgrößter Truppensteller nach den USA. Bis zum 4. Juli wollen sie das Land wieder verlassen – offiziell. Denn dass Spezialkommandos weiterhin dort aktiv bleiben, gilt als offenes Geheimnis.

Der Krieg in Afghanistan ist der mit Abstand gefährlichste, folgenschwerste und verlustreichste Krieg, an dem Deutschland seit der Gründung der Bundeswehr beteiligt war. Erstmals seit ihrer Aufstellung 1955 gerieten deutsche Soldaten dort in schwere Gefechte: 59 deutsche Soldaten verloren nach offizieller Statistik bis heute ihr Leben. Die Anzahl der Gefallenen des Kommandos Spezialkräfte (KSK) ist nicht enthalten und unbekannt. Hunderte Soldaten wurden körperlich und seelisch verwundet. Die Bundeswehr beschreibt den Einsatz als „Anstoß für den grundlegenden Wandel von einer Verteidigungsarmee zu einer Einsatzarmee“.
Zu Beginn hieß es noch – wie es der damalige deutsche Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) ausdrückte: „Unsere Sicherheit wird nicht nur, aber auch am Hindukusch verteidigt.“ Später war dieses Bonmot nicht mehr zu hören, aber das Mandat wurde dennoch Jahr für Jahr neu erteilt. Es muss ja jedes Jahr infolge eines Antrags der Bundesregierung neu aufgerollt, besprochen und dann genehmigt werden. Zwar hatte der Bundestag das Mandat kürzlich bis zum 31. Januar 2022 verlängert und dafür Kosten von insgesamt rund 382 Millionen Euro genehmigt. Aber nun soll der Einsatz früher, nämlich bis zum 4. Juli 2021, beendet werden, weil es der Befehlsgeber, die USA, so will.

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