Albträume müssen keine Qual sein, sie können zur heilsamen Kraftquelle werden. Bartosz Werner zeigt, wie wir durch das bewusste Erleben des Todes im Traum innere Blockaden lösen, Angst transformieren und spirituelles Wachstum erfahren können. Ein Gespräch über Schattenfiguren, knuddelnde Monster und das Licht jenseits der Furcht.
raum&zeit: Herr Werner, viele Menschen erleben Albträume als beängstigend und versuchen, sie zu vermeiden. Sie sehen darin jedoch ein großes Potenzial. Warum sind Albträume für Sie ein Geschenk?
Bartosz Werner: Das Unbewusste sendet uns Albträume, um uns zu zeigen, dass etwas in uns nicht im Gleichgewicht ist. Es ist ein innerer Ruf, sich mit ungelösten Themen auszusöhnen, damit wir wieder ins Gleichgewicht kommen und voll lebensfähig sind. Ich selbst wurde in einer persönlichen Krise mit Albträumen konfrontiert, als ich mit 26 Jahren einen Burn-out hatte. Anstatt einen Therapeuten aufzusuchen, suchte ich nach einem Weg, diese Probleme selbst zu lösen. Aus der Film-Dramaturgie kannte ich die Heldenreise mit dem heilsamen Konzept des vorübergehenden Todes. Ich dachte mir, dieses dramaturgische Tool könnte ich auf meine Albträume anwenden. In einem Albtraum, in dem ich ertrank, habe ich den Tod im Traum einfach zugelassen. Ich habe mich auf dem Boden des Meeres treiben lassen und gemerkt, dass ich im Wasser atmen kann. Dabei wachte ich entspannt auf, und eine positive, lebensbejahende Energie durchzog meinen Körper. Als ich dem weiter nachging, entstanden durch diesen Prozess nicht nur heilsame und regenerierende, sondern auch mystische und spirituelle Kräfte. Nachdem ich sogar Lichtelemente erlebt hatte, entschied ich mich, diese Träume als transzendent zu bezeichnen, um die dahinter liegenden Möglichkeiten stärker hervorzuheben.
Albtraum als Therapie
r&z: Wie genau kann man sich das vorstellen, sich im Traum dem Tod zu stellen?
B. W.: Der Kern meiner Methode ist, im Albtraum nicht zu fliehen, sondern das Unvermeidliche zuzulassen es anzunehmen. Im Gegensatz zu Klarträumen, wo man den Traum oft umgestaltet und ein Happy End erschafft, lasse ich mich tatsächlich sterben. Das heißt, ich lasse mich von der Albtraum-Kreatur auffressen oder umarme sie. Das Entscheidende ist der körperliche Kontakt. Wenn die Zähne oder Krallen der Kreatur auf die Akupunkturpunkte des Körpers im Traum treffen, können Blockaden gelöst werden, ähnlich wie bei Akupunkturnadeln aus der Traditionellen Chinesischen Medizin. Es geht darum, die Angst anzunehmen, denn die negativen Figuren im Traum sind letztendlich Teile von uns selbst. Indem man sie annimmt, statt sie abzulehnen, entsteht Heilung.






