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Alte Menschen sind glücklicher 

Studie zum Erleben von Glück

Evolutionsbiologisch hat sich das Erleben von Glück bewährt. Wie Studien zeigen hat sich diese angenehme Fähigkeit in der Evolution weiterentwickelt und wird genetisch vererbt.
Auch innerhalb des individuellen Lebens scheint sich das Erleben von Glück zu entwickeln, wie Forscher der Positiven Psychologie, einer modernen Richtung der Psychologie, vermuten. Im Lauf des Lebens „ändert das Glück seine ‚Farbe‘“, erklärt Tobias Esch in seiner Studie. „Das ABC-Modell des Glücklichkseins“.1 Er unterscheidet hierbei abhängig vom Lebensalter drei Phasen. Während das Glück in jüngeren Jahren eher als Begehren und Ekstase auftritt (Typ A), ist es im mittleren Alter vermehrt als Erleichterung nach Stressabbau erlebbar (Typ B) und im reiferen Alter als innere Freude und Zufriedenheit (Typ C). Zusammen mit seinen Mitarbeitern erarbeitete Esch dieses Phasenmodell zunächst als theoretisches Konstrukt, das er anschließend mit bereits vorhandenen empirischen Studien verglich und durch diese bestätigt sah.

Insbesondere zeigte seine Arbeit drei interessante und beruhigende Zusammenhänge:
Erstens: Glück ist viel weniger vom Zustand körperlicher Gesundheit abhängig als meist angenommen. Obwohl Menschen im höheren Lebensalter im Durchschnitt stärker körperlich beeinträchtigt sind, zeigen sie sich als glücklicher.
Zweitens: Es gibt naturgemäß verschiedene Arten Glück zu erleben, die mit verschiedenen Altersstufen korrelieren und anhand neurobiologischer Prozesse festgemacht werden können: In jüngeren Jahren streben wir nach Zielen und werden, wenn wir sie erreichen, belohnt durch Dopamin und positive Gefühle. Durch dieses innere Belohnungssystem wird das Verfolgen von Wünschen, die sogenannte „Annäherungsmotivation“, gestärkt.
Im mittleren Alter geht es eher darum, das Erreichte zu verteidigen und Schaden sowie Angst zu vermeiden. Neurobiologisch ist hier die Stressphysiologie unter Beteiligung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin von Bedeutung. Die Belohnung erfolgt dadurch, dass der Stress nachlässt.
Im höheren Alter scheint der Mensch durch seine Erfahrung zu einem stabileren Zufriedenheitsniveau gelangt zu sein, das unabhängiger ist von äußeren Bedingungen. Er nimmt den gegenwärtigen Zustand eher an, erlebt sich als „zufrieden“ bis „vollkommen glücklich“, und hat weniger die Absicht, etwas zu verändern. Neurobiologisch sind hierfür Glückshormone wie Oxytocin, Serotonin sowie körpereigene Morphine und Cannabinoide relevant. Lediglich in der allerletzten Lebensphase geht die Lebenszufriedenheit wieder zurück.
Für Esch resultiert Lebenszufriedenheit und Glück aus „lebenslangen Reifungsprozessen, die von konstanten endogenen Belohnungs- und Motivationszyklen angetrieben werden.“
Die dritte schöne Erkenntnis: Glück lässt sich üben. Techniken von Achtsamkeit, Kontemplation und Stressreduktion können den in uns angelegten Glückspfad zur inneren Zufriedenheit unterstützen. (AF)
Quelle: 1 https://www.mdpi.com/2079-7737/11/6/843

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