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raum&zeit Ausgabe 146

März/April 2007

Äther-Wirbel
Das verborgene Existenzprinzip

GAU in der EU
Mehr Geld für Atomkraft

Neue brisante Studien
E-Smog – wem er schadet und wie man sich schützt

Zeckenbiss
Alternative Therapie heilt

Editorial: Denn wir wissen, was wir tun ...

... und dennoch ändert sich nicht viel. Wir haben die Informationen, wir haben das Know-How und wir sollten eigentlich auch über das ethisch-moralische Verantwortungsbewusstsein verfügen, um die Vielzahl Mensch und Natur verachtender Fehlentwicklungen auf unserem Planeten zu stoppen. Die Millenium-Ökosystem-Studie der UN zeigt es uns wieder. Nicht zum ersten und sicher auch nicht zum letzten Mal. Die Lebens- und Wirtschaftsweise der Menschen richtet nachhaltige Schäden in unserem Ökosystem an. Wir zerstören sukzessive unsere natürlichen Lebensgrundlagen. Und das tun nicht etwa Menschen ohne Bildung und Kultur. Nein, ganz im Gegenteil!

Ist der moderne Mensch nicht lernfähig? Doch! Einzelne sind es. In dem raum&zeit Artikel „Kann uns die Erde retten?“ machen uns Siegfried Prumbach und Gandalf Lipinski mit einigen dieser Vordenker einer humanen und tiefenökologisch orientierten Weltsicht bekannt. Die in den 80er Jahren neu aufgekommene Ökologiebewegung, die auf politischer Ebene die Partei der „Grünen“ zu einer neuen Einflussgröße werden ließ, hat vieles im Bewusstsein der Menschen verändert, letztlich jedoch keine nachhaltigen Veränderungen mit sich gebracht. Der Grund dafür könnte sein, dass die Ökologie-Debatte bislang zu sehr auf der Verstandes-Ebene geführt wurde, auch wenn es in der Debatte an emotionalen Aufwallungen und Schuldzuweisungen selten fehlte.

In den letzten Jahren entwickelte sich eine neue Sichtweise in der Ökologie, die den seelisch-geistigen Ursachen der ökologischen Krise auf den Grund geht: die Tiefenökologie. Sie sieht die Ursachen in der geistig-seelischen Verfassung einer Gesellschaft. Es ist unsere Kultur, die Raubbau, Vergiftung und lebensbedrohliche Technologien wie Gentechnik oder Atomspaltung hervorbringt. In der christlichen Schöpfungsgeschichte (Genesis Kapitel I, Vers 28 „..und macht Euch die Erde untertan...“) wird der Mensch nicht als ein Teil der Natur beschrieben. Er wird vielmehr zum Herrscher über sie erhoben. Eine Bibelstelle, die den Philosophen Carl Amery (1922–2005) bereits 1972 zu seiner Streitschrift „Die gnadenlosen Folgen des Christentums“ veranlasste.

Nur durch einen grundlegenden Bewusstseinswandel, der unser Denken und Fühlen fundamental verändert, wird es möglich sein, die ökologische Krise zu meistern. Die Tiefenökologie fordert dazu auf, Seele und Geist in der Natur zu erkennen. Seele und Geist in der Natur zu erkennen, ist gleichbedeutend mit der Versöhnung von Geist, Seele und Natur in uns selbst.

Heute sind es vor allem die Menschen in trockenen Regionen in den Entwicklungsländern, die am stärksten unter den Folgen der ökologischen Krise leiden. 25 000 Menschen sterben täglich durch Wasserknappheit oder -verschmutzung (UN-Millenium-Studie). Trinkwasser ist unser größter Schatz und dennoch werden dem Profit täglich Quadratkilometer große Teile des Regenwaldes geopfert. Die Menschen in den Armenhäusern der Welt sterben durch die unersättliche Gier des Menschen nach immer mehr materiellem Wohlstand und Bequemlichkeit, wenn auch in den Industrieländern selbst längst nicht alle gleichermaßen davon profitieren.

So wie der saure Regen die Süßwasserspeicher in Skandinavien, den USA oder England übersäuert, sind auch die meisten Menschen in den Industrienationen durch falsche Ernährungs- und Lebensgewohnheiten stark übersäuert. Ein idealer Nährboden für Zivilisationskrankheiten – beim Menschen und in der Natur! Während jeden Tag 1,2 Milliarden Menschen nur verschmutztes Wasser zu trinken bekommen, können wir uns noch immer den „Luxus“ leisten, uns Gedanken über gutes Trinkwasser zu machen. Ein Luxus, den wir uns angesichts von Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauferkrankungen und Krebsleiden, die an erster und zweiter Stelle der krankheitsbedingten Todesursachen stehen, aber auch leisten sollten, weshalb ich Ihnen den Wasseraufbereitungs-Artikel von Dieter Schmitt ans Herz legen möchte.

Die Lösung aller Probleme kann letztlich jedoch immer nur im Einklang mit den Naturgesetzen stattfinden. Es muss also darum gehen, sich in jeder Hinsicht mit der Natur, mit seiner Mitwelt und seinen Mitmenschen auszusöhnen. Jeder einzelne kann seinen Beitrag zu einem grundlegenden Bewusstseinswandel leisten, denn der kostet nichts – außer vielleicht einige überholte Ansichten.

In diesem Sinne
Herzlichst Ihre

Käthe Ehlers

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