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Kultur der Frauenberge

Unsere verschollene Geschichte (Teil 1)

Von Andreas Ferch

Frauenberge stehen für eine Kultur der alten, gütigen Göttin. Sie sind ein Zeugnis für ein über Jahrtausende währendes Matriarchat in Europa. Bis wahrscheinlich weit in die Renaissance hinein waren diese Berge für das einfache Volk noch Orte gelebter, kultischer Gemeinschaft. Zahlreiche Spuren dieser heidnischen Wurzeln begegnen uns bis heute: in Flurnamen, Sagen und sogar in frühen Kirchen. Nur geschrieben findet man wenig. Humanisten und auch deutsche Volkskundler haben die vom Volk geliebte Urmutter lieber in den Mantel des Schweigens gehüllt.

„Im Anfang war die Frau“, lautet ein Buchtitel von E. Gould Davis von 1977. Ein anderer verspricht selbstbewusst: „Weib und Macht. Fünf Millionen Jahre Urgeschichte der Frau“. Geschrieben von vier Autoren: Richard Fester, Marie König, Doris und David Jonas. Doch was diesen beiden Büchern über die Stärke der Frauen fehlt, das sind die Frauenberge. Dabei hat nichts so sehr mit der urtümlichen weiblichen Macht zu tun, wie sie. Überall etwa tragen die berühmtesten und schönsten Berge die weibliche Silbe „Ma“, was auch für eine ursprüngliche Weltsprache spricht (siehe dazu die Bücher von P. F. J. Müller): Machu-Picchu, Fujiya-Ma, Kilimandscharo oder Matterhorn. Frauenberge stehen damit für die Kultur der allumfassenden Göttin, der großen Mutter, kurzum: des Matriarchats in Europa. Auch die drei heiligen Frauen, Bethen und Saligen oder Nornen zählen hier mit dazu. Sie sind bis zum heutigen Tag noch in hunderten von Kirchen in einem laut Wolfgang von Goethe „offenbaren Geheimnis“ in Gemälden oder Skulpturen zu finden. 

Kein Wort über 1 000 Frauenberge in Europa

Vereinfachend gesprochen bewohnt die heilige heidnische Frauen-Dreiheit – Ambeth, Wilbeth und Borbeth – die Frauenberge. Sie sind weder germanisch noch keltisch, sondern älter und gleichzeitig jünger, da ihre Verehrung bis ins 16. Jahrhundert reichen dürfte. Übrigens: Die Kirche machte aus der (heidnischen) Not schlicht eine Tugend und erklärte die drei „Bethen“ wegen ihrer allgegenwärtigen Bekanntheit zu christlichen Heiligen. Fortan wurden sie unter neuen, christlichen Namen – Margaretha, Katharina und Barbara – zum Herzstück der sogenannten „Vierzehn Nothelfer“. Im Volksmund hieß es: „Margareta mit dem Wurm, Barbara mit dem Turm, Katharina mit dem Radl, das sind die drei heiligen Madl.“ 

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