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Infopunkte Forschung

raum&zeit Ausgabe 244

Klima Alarmismus


Vor den Kipppunkten

Der Begriff „Kipppunkte“ wurde von Klimawissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) 2008 in einem Artikel im US-Wissenschaftsmagazin „Proceedings of the National Academies of Sciences“ (PNAS) eingeführt. Gemeint ist damit ein mehr oder minder abrupter Übergang des Klimas jenseits eines behaupteten „point of no return“, also einer Schwelle, nach der es keine Rückkehr zum alten „Gleichgewicht“ mehr gebe. Obwohl selbst der alarmistische UN-Klimarat (IPCC) diese Kipppunkte als wissenschaftlich ungesichert („Mangel an Daten“) einstufte, schaffte es das PIK durch den Artikel, diesen Begriff in die wissenschaftliche Literatur zu schleusen. Tausende Studien bezogen sich später auf dieses enorm einflussreiche Papier, das aus einer Umfrage unter 52 Klimaforschern bestand. Nur gibt es ein kleines Problem: Die Studie genügt nicht wissenschaftlichen Standards. Handelte es sich doch um keine begutachtete („peer-reviewed“) Studie, sondern um eine sogenannte „Einstandsveröffentlichung“, den frisch in die National Academy of Sciences gewählte Mitglieder einreichen dürfen. Es war die Erstveröffentlichung des damaligen PIK-Chefs Hans Joachim Schellnhubers, der 2005 aufgenommen worden war. Der Beitrag erschien in der Plauder-Rubrik „Perspective“, die keine wissenschaftlich sub-stanziellen Belege für die dargelegten Phänomene voraussetzt. Mit Vorwürfen der Unwissenschaftlichkeit konfrontiert, konterte Schellnhuber, solche Umfragen vermittelten „ein Bauchgefühl der Wissenschaft“. Fakt bleibt, dass die so eingeführten Kipppunkte die Klimadebatte maßgeblich prägten und die öffentliche Wahrnehmung des Klimathemas neu strukturierten. Ein Jahr nach der alarmistischen Kipppunkte-Veröffentlichung legten Schellnhuber & Co. nach. Die Gutachter akzeptierten das Manuskript zwar nun als wissenschaftlichen Beitrag, doch blieb von dem alarmistischen Duktus der ersten Umfrage kaum was übrig. „Die Expertenschätzungen“ (der befragten 43 Klimaforscher) heben „eine große Unsicherheit hervor“, heißt es ungewohnt kleinlaut. Als dann 2018 die Natur uns einen besonders heißen Sommer bescherte, legten die PIK-Trickser mit einem Pespective-Aufsatz nach und erzielten, obwohl neue Erkenntnisse fehlten, eine gewaltige Medienresonanz. Es folgten weitere alarmistische Publikationen, u. a. in Nature, 2022 schließlich eine erneute Perspective in PNAS mit dem Titel „Climate Endgame“. Ein regelrechtes mediales Kipppunkte-Trommelfeuer breitete sich in der Öffentlichkeit aus und erreichte schließlich die Klimaaktivistenszene, die begierig alles, was ihr alarmistisches Narrativ stützt, aufsaugt. „Vor den Kipppunkten“ heißt es auf ihren Transparenten häufig – sind damit vielleicht die Kipppunkte zu bürgerkriegsähnlicher Gewalt gemeint?(DS)

Quelle: www.welt.de

Vorsicht bei Sprachassistenten


Computer-Hacking mit Ultraschall

Mit zunehmender Digitalisierung unseres Lebens werden wir bequemer und verlernen grundlegende Kultur-Fähigkeiten wie zum Beispiel den Orientierungssinn oder mit der Hand etwas zu schreiben. Selbst das Eingeben von Computerbefehlen via Tastatur wird und nach und nach ersetzt durch Sprachassistenten wie Alexa (Google) oder Siri (Apple). Die Wirklichkeit weicht mehr und mehr der Virtualität. Im Zeitalter von IoT (Internet of Things) taucht aber noch eine ganz andere Gefahr auf: Hacking, das Ausspionieren eines Handys, Computers etc. bis hin zum Kontrollverlust durch eine unbefugte Person oder eine künstliche Intelligenz. Bislang war dies nur durch elektronische Übertragung von Schad-Code (sogenannter Trojaner) möglich, etwa wenn sich der User vom Internet ein Programm oder eine App herunter lädt. Doch nun konnten Forscher an der University of Texas in San Antonio (UTSA) zeigen, dass ein Hack auch über Ultraschall (US) möglich ist. Der liegt oberhalb 20 Kilohertz und ist für menschliche Ohren nicht hörbar. Die Forscher haben ihrer Methode den Namen „Nearly Inaudible Ultrasound Trojan“ (NUIT) gegeben. Bereits ein Ultraschall-Audio von 0,77 Sekunden Dauer kann beispielsweise ausreichen, um den Sprachassistenten eines angegriffenen Handys zu aktivieren. Die Benutzerstimmenerkennung lässt sich auch austricksen, wenn der Angreifer zuvor die Stimme des Angegriffenen aufzeichnet und mit entsprechender Software imitiert. Da die Fremdbefehle dabei natürlich Alexa & Co. stumm schalten, kriegt der Angegriffene nichts mit. Sodann könnte der Angreifer – natürlich ebenfalls in Ultraschall – den Sprachassistenten für seine Zwecke einsetzen. Doch nicht nur Handy, Tablets und Computer können so gehackt werden: Hervé Lambert, Global Director of Operations bei Panda Security, betont, dass diese Technik „ein Problem für die gesamte Welt der Heimautomatisierung und der vernetzten Gerätesysteme“ darstellt. Beispielsweise könnten Angreifer so mit dem Internet verbundene Haustüren öffnen. Es lassen sich alle Arten von Malware (schädlicher Computercode) auf dem gehackten System ausführen, um etwa Daten und Passwörter zu stehlen oder das Gerät zu blockieren. Am sichersten ist es, man hält sich die Sprachassistenten, die vermutlich ohnehin unsere Daten an die großen Internet-Konzerne weiterleiten, ganz vom Leib.(DS)

Quelle: www.bleepingcomputer.com

Batterie auf Wasserbasis


Vielversprechender chemischer Energiespeicher

Energiespeichersysteme auf Lithium-Ionen-Basis sind nach wie vor marktbeherrschend. Konkurrenzprodukte haben es schwer, sie müssen schon einige Pluspunkte aufweisen, um überhaupt eine Chance zu haben. Nachteilig bei Li-Ionen-Technik ist beispielsweise die Verwendung von seltenen Materialien wie Lithium, Mangan, Kobalt, Nickel, die teilweise unter hohen Umweltbelastungen abgebaut werden und anfällige strategische Lieferketten voraussetzen. Außerdem kommt es immer wieder zu spontanen Akku-Bränden, die vor allem bei Elektroautos oft spektakulär ausfallen. Beide Nachteile vermeidet eine Entwicklung, die Elektrochemiker an der A&M University um Prof. Dr. Jodie Lutkenhaus in Texas (USA) jüngst präsentiert haben. Es handelt sich um eine gänzlich metallfreie Batterie auf Wasserbasis. Die beiden Elektroden bestehen aus Polymer-Material, das mit gelösten organischen Salzen versetzte Wasser dient als Elektrolyt – garantiert nicht brennbar! Die Polymere für Kathode und Anode seien sehr reaktionsfreudig und sollen ein hohes Redoxpotential mit einer komplexen Kinetik besitzen, bei der simultan Ionen, Elektronen und Wassermoleküle transferiert werden. „Wir demonstrieren die Art der Redoxreaktion durch die Untersuchung wässriger Elektrolyte mit unterschiedlichem chaotropen Charakter unter Verwendung der elektrochemischen Quarzkristall-Mikrobalance mit Überwachung der Dissipation auf verschiedenen Zeitskalen“, so Prof. Lutkenhaus. Chaotrop bedeutet so viel wie Hang zur Unordnung und spielt hier auf organische Salze an, die geordnete Wasserstoffbrückenbindungen stören. Die Wasserbatterie kann offenbar hohe Leistungen abgeben und auch schnell nachgeladen werden. Auch hier scheint sie der Lithium-Ionen-Technik überlegen zu sein. Das Polymer-Material ist aber wohl noch nicht vollständig unter Kontrolle der Forscher. Es kommt vor, dass es während des Betriebs unter weitgehendem Verlust der Elektronenleitfähigkeit anschwillt und sich die Energieladedichte um den Faktor zehn vermindert. Dennoch geben sich die Forscher optimistisch. Die neue chemische Energiespeichertechnologie sei ein weiterer Schritt auf dem Weg zu lithiumfreien Batterien. „Wir haben ein besseres Bild auf molekularer Ebene davon, warum manche Batterieelektroden besser funktionieren als andere, und dies gibt uns deutliche Hinweise darauf, wo wir bei der Materialentwicklung ansetzen müssen.“(DS)

Quelle: https://engineering.tamu.edu

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