Infopunkte Ökologie

raum&zeit-Ausgabe 203

Gegen den globalen Plastikmüll

Unsere Welt wäre ohne Plastik nicht das, was sie ist. Ob als Verpackungsmaterial, Bau- und Werkstoff oder Zusatz von Textilien, Lacken und Klebstoffen – die allgegenwärtigen Kunststoffe gestalten unser modernes Leben wie sonst nur noch Metalle. Dem Plastik haftet der Ruch des Wertlosen an, weshalb es oft bedenkenlos weggeschmissen wird, und zwar weltweit milliardenfach. Nun ist er zu einem regelrechten Fluch geworden. Plastikteile, Mikoplastik und Zersetzungsprodukte sammeln sich – nicht nur – in den Ozeanen an, jährlich kommen etwa 10 Millionen Tonnen neuer Plastikmüll hinzu. Durch UV-Licht und Reibung mit dem Wasser wird er immer weiter zerkleinert bis zu einer Feinheitsstufe, die es verschiedenen Meereslebewesen erlaubt, ihn als Nahrung aufzunehmen. Oft haften krebsverursachende Gifte wie DDT oder polychlorierte Biphenyle an den Plastikteilchen. Nun beginnt der Weg durch die Nahrungskette bis zum Verursacher dieser globalen Vergiftung.
Wie massiv das Problem der Verkunststofflichung der Welt inzwischen ist, zeigt die Entdeckung einer neuen Gesteinsart durch Geologen im Jahr 2014, die sie „Plastiglomerat“ nannten: Es besteht aus Vulkangestein, Korallen, Sand und – Plastik. Einlagerungen von Plastik in Gestein werden auch beim so genannten Beachrock beobachtet.
Plastikteilchen findet man selbst in Wüsten und in der Arktis. Der Filmtitel „Plastic Planet“ (2009 von Werner Boote) bekommt so einen wortwörtlichen Sinn. Trotz der Bedrohlichkeit dieser globalen Vermüllung sind die Wege des Plastiks von der Produktion über den Konsum und den Transport vom Land in die Flüsse bis zum Verbleib in den Weltmeeren wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht.
Dies soll nun durch das Förderprogramm „Plastik in der Umwelt – Quellen, Senken, Lösungsansätze“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vom 3.6.2016 verstärkt in Angriff genommen werden. Um die Fördersumme von 28 Millionen Euro (in drei Jahren) können sich Unternehmen, Hochschulen, Stiftungen etc. bewerben.
Einen Vorschlag möchte die raum&zeit Redaktion gleich unterbreiten: Wie wäre es mit einer Wiederbelebung der Hanfindustrie? Denn die zu 100 Prozent abbaubaren Hanffasern – Zellulose ist das biologische Vorbild von Kunststoff – könnten viele Kunststoffe (aber auch Metalle) problemlos ersetzen. Mit etwas gutem Willen wäre mit diesem natürlichen Stoff hier viel zu erreichen. (DS)

Quelle: https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-1195.html

Designpreis für wiederbefüllbare Kaffeekapsel

Nespresso-Liebhaber haben nun eine echte ökologische Alternative zu den Einmal-Kaffekapseln, die Berge von Aluminiummüll hinterlassen: My Coffeestar bietet wiederbefüllbare Kapseln für Nespresso-Maschinen an, die aus medizinischem Edelstahl gefertigt sind und sogar in einem dünnen Brief statt in einem Paket verschickt werden können. Die Edelstahlkapsel lässt sich mit dem persönlichen Lieblingskaffee befüllen und soll ein Leben lang halten. Der Hersteller gewann damit den den Red Dot Award 2015 „Best of the Best“, den International Design Awards IDA und den Europäischen Umweltpreis Greentec Award. (AF)

Vertikales Öko-Dorf in Indien

Riesige Gartenholztürme in wildem Dschungel. Das Projekt des Architekten Vincent Callebaut und des Entwicklers Amlankusum wird in der indischen Metropole Jaypee einen wirklich ungewöhnlichen Anblick bieten. Das Design ist dabei aber nur die innovative Verpackung eines umfassenden zukunftsweisenden integralen Konzeptes: „Unser Ziel ist es, städtische Renaturierung und eine kleinräumige Landwirtschaft in Einklang zu bringen mit Umweltschutz und Biodiversität“, so Amlankusum. Der 45-jährige hinduistische Agroökologe lebt bereits seit fünf Jahren mit seiner Familie in Hyperions.
Als Namensgeber des Projektes diente der höchste Baum der Welt, der Küstenmammutbaum Hyperion. Weit nach oben werden auch die sechs 128 Meter hohen Gartentürme reichen, die eine große Anzahl von Menschen aufnehmen werden können. 1 000 Wohnungen, Büros und Co-Working Spaces sollen dort auf 36 Stockwerken entstehen. Im Unterschied zu den Betonbauten im übrigen Jaypee sind die Hyperions-Türme aber aus Holz, das aus einem nachhaltig geforsteten Wald aus der Nähe stammt.
Der Kontakt mit der Natur geht dabei noch sehr viel weiter. Jedes Appartment öffnet sich hin zu einem Balkon, auf dem Karotten, Tomaten, Spinat, Safran und Koriander in Hydrokultur wachsen. Diese Balkonkulturen und weitere Hydro-kultur-Gewächshäuser sind nach dem Aquaponik-Konzept mit Fischzuchtbecken verbunden, sodass Wasser gespart und natürlicher Dünger verwendet werden kann (siehe „Fisch meets Gemüse“, raum&zeit Nr. 202).
Fast überall im Außenbereich des Dorfes gibt es Obstbäume. An den Straßen, den Fassaden, auf den Balkonen und in den Dachgärten wachsen Mango-, Bananen- und Feigenbäume. Auch Medizinpflanzen sorgen für das Wohl der Bewohner. Der eigene Anbau, der nach ökologischen Kriterien erfolgt, sichert damit schon mal einen großen Teil der Nahrungsversorgung. Fairtrade-Geschäfte im Dorf ergänzen das Angebot.
Besonders bemerkenswert ist außerdem, dass Hyperions selbst mehr Energie erzeugt als es benötigt. An den runden Fassaden nutzen Fotovoltaik- und thermische Solaranlagen den ganzen Tag über die Energie der Sonne, sodass selbst die Elektroautos der Anwohner noch damit betrieben werden können. Die Laternen speisen sich aus kleinen Windturbinen, die an den Laternenmasten angebracht sind. Zur Temperierung dienen Luftschächte, mit denen die gleichmäßige Wärme des Erdreiches von 18 Grad sowohl bei Hitze als auch bei Kälte genutzt werden kann. Bis zum Jahr 2022 soll Hyperions fertiggestellt sein. (AF)

Quelle: http://vincent.callebaut.org/page1-imghyperions.html

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