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Infopunkte Natur

raum&zeit Ausgabe 241

Großflächige Solarparks heizen die Atmosphäre auf


Wenn Klimaschutz zu Geoengineering wird

Die 2009 gegründete Initiative Desertec strebt an, Solarstrom – photovoltaisch und solarthermisch – in sonnenreichen Wüsten zu generieren und mittels Hochspannung-Gleichstrom-Übertragung in den sonnenärmeren Norden zu exportieren. Allein die Sahara, die größte Wüste der Erde, könnte theoretisch den Weltenergiebedarf gleich viermal decken. Berechnungen zeigen, dass der Strom in der Wüste zu dem durchaus marktfähigen Preis von circa 4 Cent/Kilowattstunde produziert werden könnte. Da Wüsten unwirtlich und weitestgehend unbewohnt sind, käme es zu keiner Flächenkonkurrenz. Strukturschwache afrikanische Anrainerstaaten könnten durch den Energieexport einen wirtschaftlichen Auftrieb erhalten. Und so laufen denn auch in Marokko und Tunesien bereits Referenzprojekte. Das hört sich alles verlockend an. Doch schwedische Forscher an der Lund-Universität haben simuliert, was passieren würde, wenn a) 20 Prozent und b) 50 Prozent der Saharafläche mit Kollektoren bedeckt wären. Da diese dunkel sind, nehmen sie mehr Sonnenstrahlung auf als der Wüstenboden, wandeln jedoch nur 10–15 Prozent davon in nutzbare Energie um. Der Rest wird zu Wärmestrahlung, die die Wüste weiter aufheizt. Sind nun Tausende oder sogar Millionen Quadratkilometer der Sahara bedeckt, so wird diese zusätzliche Wärme nicht nur die Wüstentemperatur ansteigen lassen, sondern sich ungleichmäßig über den ganzen Globus verteilen, so die Forscher. Bei 20 Prozent Sahara-Bedeckung würde sich die Wüste um 1,5 Grad erwärmen (Variante b: 2,5 °C), der weltweite Temperaturanstieg wurde mit 0,16 °Celsius (0,39 °C) angegeben. Die Polkappen würden sich dabei stärker erwärmen, wodurch mehr Eis schmelzen würde. Das würde wiederum das Meerwasser verdunkeln, wodurch mehr Strahlungsenergie in Wärme umgewandelt würde. Die tropischen Regionen würden dagegen trockener werden; der dort fehlende Regen würde in der Sahara fallen und diese begrünen helfen. Als zusätzliche Folge sagt die Studie eine Zunahme von Zyklonen für Europa und Nordamerika voraus. Weitere Effekte wie der fehlende Sahara-Sand, der, von den Jet-Streams befördert, normalerweise die Tropen-Vegetation düngt, sind in der Studie noch nicht berücksichtigt. Die schwedische Modellrechnung zeigt einmal mehr: Das Klima ist ein nur schwer kalkulierbares, komplexes Geschehen mit non-linearen Kausalketten und empfindlichen Rückkopplungsschleifen. Angesichts solcher Szenarien offenbaren durchaus ernst gemeinte Geoengineering-Vorschläge wie „Global Dimming“ (Ausbringen einer das Sonnenlicht dämpfenden Aerosolschicht um den Globus) oder gar die Installation von gigantischen Spiegeln im Weltall zur Reflexion der Sonnenstrahlung ein erschreckendes eindimensionales und monokausales Denken hochbezahlter Experten. (DS)
Quelle: https://theconversation.com

Hormon aus Pferde Blutfarmen


Sinnfreie Praktiken in der Schweinezucht

In der Massentierzucht von Schweinen wird in Deutschland das Hormon PMSG für die Brunststimulation und zur Zyklussteuerung verwendet. Ziel dabei ist, die Sauen so oft wie möglich und zeitgleich mit den anderen Tieren im Stall zu schwängern. Für die Produktion von PMSG wird in sogenannten Blutfarmen trächtigen Stuten über Wochen eine große Menge an Blut entnommen. Dabei leiden die Stuten und ihre ungeborenen Fohlen sehr. Meist überleben sie diese Prozedur nicht. Sollten die Fohlen nicht von alleine im Mutterleib sterben, werden sie absichtlich abgetrieben, damit die Stuten schnell wieder empfängnisbereit werden. Diese Tierquälerei ist allein schon schlimm genug, aber komplett unverständlich wird sie einem erst, wenn man bedenkt, dass für die Schweinezucht das PMSG gar nicht notwendig ist. Allein die Anwesenheit eines Ebers würde die Rausche, also die fruchtbare Phase bei den Sauen einleiten. Dies würde dann bei allen Sauen synchron erfolgen. (EE)
Quellen:
https://www.peta.de/neuigkeiten/blutfarmen-pferdeblut-suedamerika/
https://www.landschafftleben.at/lebensmittel/schwein/herstellung/ferkelproduktion

Mit Ocean cleanup zu sauberen Flüssen und Meeren


Enorme Fortschritte des niederländischen Erfinders

Alles begann mit dem Wunsch das Meer von Plastikmüll zu befreien, den der Niederländer Boyan Slat bereits 2010 im Alter von 16 Jahren hatte. Heute hat der junge Erfinder und Gründer von Ocean cleanup zusammen mit seinem Team bereits über 100 000 Kilo Plastik aus dem Great Pacific Garbage Patch (GPGP) – einer riesigen Müllansammlung im nördlichen Pazifik – gefischt. Weltweit wurden mithilfe seiner Müllsammelschiffe bis jetzt knapp 1,8 Millionen Kilo Müll aus den Gewässern entfernt. Bereits erprobt und laufend auf dem Meer im Einsatz ist das System 002, oder auch Jenny genannt. Im Moment arbeitet das Team von Ocean cleanup bereits am System 03, das zehnmal mehr Müll als ihr Vorläufermodell sammeln soll. Der InterceptorTM Original wiederum befährt solarbetrieben und autonom die Flüsse ab und befreit diese von Plastikmüll. Doch woher kommt eigentlich der ganze Plastikmüll im Meer? Nach Angaben von ocean cleanup sind 75 bis 86 Prozent des Plastikmülls aus dem GPGP der Fischerei zuzuordnen. Jedoch wird auch ein erheblicher Teil durch Flüsse ins Meer eingetragen. Dabei stammen 80 Prozent des gesamten Flussplastiks aus nur einem Prozent aller weltweit existierenden Flüsse – das sind rund 1 000 – wie eine Studie von Forschern der Universität Wageningen, der Technischen Universität Delft, der Universität Utrecht und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung zeigt. Während Boyan Slat und sein Team erfolgreich für saubere Meere und Flüsse kämpfen, sollten wir nicht aus dem Auge verlieren, dass schlussendlich die Plastikproduktion erheblich eingeschränkt werden sollte. (EE)

Quelle: https://theoceancleanup.com

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