© iStock.com/microdon

Infopunkte Naturwissenschaft

raum&zeit-Ausgabe 223

GFE vor der Rehabilitation

Die GFE (Gesellschaft zur Förderung erneuerbarer Energien) sorgte vor circa zehn Jahren für negative Schlagzeilen. Im Jahr 2010 verurteilten die Richter in einem Betrugsprozess neun GFE-Manager zu insgesamt über 50 Jahren Haft, wovon Firmenchef Horst Kirsten allein neun Jahre schultern musste. 150 GFE-Mitarbeiter wurden arbeitslos, 200 bereits produzierte Blockheizkraftwerke (BHKW) wurden vernichtet, zahlreiche Zuliefererfirmen erlitten Einbußen. Es ging damals um ein spezielles BHKW, das mit einer Mischung aus 80 Prozent Wasser und 20 Prozent Pflanzenöl eine ähnliche Leistung erbringen sollte, wie ein zu 100 Prozent mit Öl oder Gas angetriebenes BHKW. Entscheidend war dabei offenbar der Einsatz einer Schauberger-Scheibe, mit der Wasser und Öl, eigentlich nicht mischbar, zu einer brennbaren Emulsion vermischt  wurden. So etwas ist natürlich aus schulphysikalischer Sicht unmöglich und alsbald begannen Hintergrundmächte ihre Strippen zu ziehen. Das Gericht stellte damals fest, dass ein solches BHKW nicht funktionieren könne. Dies, obwohl gemäß Kirsten TÜV-Süd und DEKRA dem GEF-BHKW einen Verbrauch von ca. 0,1 Liter Rapsöl pro erzeugter Kilowattstunde Strom bescheinigt hatten, während ein konventionelles BHKW etwa 0,4 l Heizöl/kWh verbraucht! (Diese Zahlen beziehen sich auf die Stromgewinnung ohne die damit einhergehende Wärmeerzeugung.) Schon damals mutmaßte daher ein Großteil der Freie-Energie-Szene, dass es letztlich darum ging, eine revolutionäre Energietechnik vom Markt fern zu halten. Und wie es heute aussieht, lagen die Zweifler wohl richtig. Denn laut Net-Journal fanden Ende  September 2019 in Nürnberg vor 200 fachkundigen Besuchern öffentliche Demonstrationen eines GFE-Blockheizkraftwerks statt, die von externen Gutachtern beaufsichtigt wurden. Jeder der Anwesenden konnte überdies eigene Messungen an dem BHKW durchführen. Ergebnis: Der Rapsölverbrauch lag beim besten Testlauf mit 0,09 l/kWh sogar unter den von TÜV/DEKRA damals ermittelten Verbrauchswerten. Das ist umso bemerkenswerter, als die Demonstrationen mit einem provisorisch zusammengebauten BHKW erfolgten. Die moralische Rehabilitation ist damit wohl gelungen. Doch auf juristischer Ebene soll sie noch erfolgen. Horst Kirsten und weitere Justiz-Opfer streben jedenfalls ein Wiederaufnahmeverfahren an. (DS)

Quellen: Net-Journal 11/12 Jg. 24; www.horstkirsten.de

Was wurde aus dem 2 Liter Auto

Insgesamt 4 818 Kilometer weit mit nur einer Tankfüllung. Das ergab einen Durchschnittsverbrauch von sage und schreibe 1,76 Liter.“ So hieß es 1989 in einer Sendung des ZDF über den damals brandneuen Audi 100 C3 Sedan Diesel mit 115 PS, ein Fahrzeug der gehobenen Mittelklasse, ca. 1,3 Tonnen schwer. Der damalige Audi-Technik-Chef Jürgen Stockmar versicherte dem Sender, dass der im Monat August durchgeführte Test unter Aufsicht des TÜV stattfand. „Sonst wird uns das niemand glauben.“ Der TÜV bestätigte den extrem niedrigen Verbrauch. Die Durchschnittsgeschwindigkeit „quer durch Europa“ – darunter auch Alpenländer – soll rund 60 Kilometer/Stunde betragen haben. Leider ist nicht bekannt, ob auch Ortschaften durchfahren wurden, wodurch sich die Durchschnittsgeschwindigkeit natürlich reduziert hätte. Das Audi-Modell, ein Direkteinspritzer der 2. Generation mit 2,5-Liter-Turbolader-Motor und einem neu entwickelten Brennverfahren und Ladeluftkühlung verfügte bereits über die verbrauchssteigernden Ablufttechniken Katalysator und Rußfilter. Es sollte Ende Januar 1990 den Medien vorgestellt werden und im darauf folgenden Februar auf den Markt fahren. Doch das passierte nicht. Ein Zuschauer von damals stellte daher vor kurzem an den MDR die Hörerfrage: „Was wurde aus dem 2-Liter-Auto?“  Glaubt man dem MDR, war das damals alles nur eine Marketing-Strategie von Audi, „um eine neue Technologie in den Markt einzuführen“, wie Stockmar, heute an der Uni Wien, auf Nachfrage versichert. Leichtlaufreifen mit hohem Druck, minimaler Verbrauch elektrischer Energie, keine Klimaanlage, keine Nachtfahrten, eine Streckenplanung mit minimalen Steigungen sowie leichtgewichtige Insassen (Fahrer und TÜV-Gutachter) seien neben einer generell kraftstoffsparenden Fahrweise ausschlaggebend gewesen. Aber was sollte die Rolle des Gutachters? Hat sich dieser an der Nase herum führen lassen? Oder hat der TÜV gar wissentlich diese Kunden in die Irre führenden  Tricksereien geduldet und sich für Marketing-Zwecke einspannen, vielleicht gar bestechen lassen und so seinen guten Ruf neutraler Expertise riskiert? Wahrscheinlicher ist, dass hier jemand massiv auf die Bremse getreten hat. Nicht nur die Ölindustrie hätte Einbußen davon getragen, auch der Staat hätte auf ²⁄₃ bis ¾ seiner Steuern auf Diesel verzichten müssen – sicher ein zweistelliger Milliardenbetrag. Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal, dass eine revolutionäre energiesparende Technik vom Markteintritt abgehalten wurde (s. auch den Infopunkt über die GFE oben). (DS)

Quellen: www.mdr.de ; www.youtube.com/watch?v=35DFY7EDbx8

Laserpulse regen Kerntransmutationen an

In Heft Nr. 214 (Juli/August 2018) beleuchtete raum&zeit die Problematik nuklearer Abfälle aus industrieller Nutzung wie medizinischen Anwendungen und Kernkraftwerken. Der Artikel zeigt, dass es eine ganze Reihe vielversprechender Verfahren gibt, um den radioaktiven Müll durch angeregte Transmutation der Atomkerne zu neutralisieren. Aber offenbar stehen wirtschaftliche Interessen der Großindustrie und vielleicht sogar eine gewollte Verknappung bzw. Erschwerung der Energiegewinnung dem entgegen (denn Energie ist die entscheidende Ressource zur Steuerung der globalen Wirtschaftsentwicklung). Nun ist ein Forscherduo, der Franzose Gérard Mourou und die Kanadierin Donna Strickland, mehr oder weniger zufällig ebenfalls auf eine Methode gestoßen, wie sich die Zerfallszeit von radioaktiven Isotopen drastisch  verkürzen lassen könnte. Mourou und Strickland erhielten im Jahr 2018 für die von ihnen entwickelte Chirped Pulse Amplification (CPA), ein Verfahren zur Verstärkung von Laserstrahlen, den Physik-Nobelpreis. Mit CPA lassen sich Leistungsdichten von bis zu 1022 Watt/cmbei einer Pulslänge von einigen Femtosekunden (10-15 Sekunden) erzielen. Diese Zeitauflösung ist so extrem hoch, dass damit Kernprozesse beobachtbar werden, die bislang nicht zugänglich waren. Das bedeutet, dass resonante Energieportionen zugeführt werden können, die den instabilen Kern gezielt zum Zerfall bringen. Mourou: „[...] Die Lebensdauer von Atommüll hat sich grundlegend verändert, und wir könnten sie von einer Million Jahre auf 30 Minuten reduzieren. Wir sind bereits in der Lage, große Materialmengen mit einem Hochleistungslaser in einem Arbeitsgang zu bestrahlen, sodass die Technik perfekt anwendbar ist und uns theoretisch nichts daran hindert, sie auf ein industrielles Niveau zu bringen.“ Mourou, der dieses Verfahren gemeinsam mit dem japanischen Physiker Toshiki Tajima (University of California, Irvine) erforscht, hofft, in etwa 15 Jahren eine industriereife Anwendung entwickelt zu haben. Verglichen mit dem Jahrtausende strahlenden Atommüll eine kurze Zeit. (DS)

Quelle: https://connectiv.events

zur Startseite