Die Generation why (Y) in der Coronakrise

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Ich gehöre dazu, ich bin ein Y. Bin ich der vorletzte Buchstabe des Alphabets oder bin ich das Y – das why? Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich das Gefühl, dass ein großer Teil meiner Generation sich Gedanken zu weltbewegenden Themen macht, Thesen kritisch hinterfr...
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Die Generation why (Y) in der Coronakrise
Von Larissa Pichler

Ich gehöre dazu, ich bin ein Y. Bin ich der vorletzte Buchstabe des Alphabets oder bin ich das Y – das why?

Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich das Gefühl, dass ein großer Teil meiner Generation sich Gedanken zu weltbewegenden Themen macht, Thesen kritisch hinterfragt, eine bewusste Ernährung lebt und ein Jahr ins Ausland geht, um herauszufinden, wer er oder sie in seinem Leben sein möchte. Jetzt stehe ich hier und habe das Gefühl in einem beinahe leeren Raum zu stehen. Ein Raum, in welchem ich in der Zeit vor Corona mit meinen Freunden über Klimawandel, Gesundheit, Ernährung, Erziehung und Selbstverwirklichung gesprochen habe und jetzt – in der wohl politisch und wirtschaftlich wichtigsten Situation unseres jungen Lebens – verlässt bei jeder kritischen Frage zu den aktuellen Maßnahmen einer mehr den Raum.

Ich gehöre zu einer Generation, die sehr behütet aufwuchs, denn Hunger, Krieg, Überwachung oder Armut habe ich nicht erleben müssen und wir sollten jetzt gemeinsam alles daran setzen, dass es auch so bleibt. Bei vielen Telefongesprächen, die ich, wie wohl jeder in der aktuellen „Distanz-Situation“, führte habe ich nachgefragt, was denn meine Freunde denken und ich war sehr überrascht über die Antworten. Im Prinzip geht es allen soweit gut, nur ist es eben langweilig, aber WIR die #stayathome Bewegung sind Lebensretter! Eine Gefährdung der Demokratie durch das Aussetzen grundlegender Artikel unseres Grundgesetzes? Niemals! Das dient zum Schutz! Schutz der Alten und Kranken und wer anderer Meinung ist, der ist ignorant, hat kein Mitgefühl oder keinen Respekt #wirschaffendaszusammen.

Bin ich respektlos, wenn ich als junger gesunder Mensch nicht akzeptieren möchte, dass wir alle, ob gefährdet oder nicht, kollektiv unter Hausarrest gestellt werden? Ich glaube, es ist mehr mein starker Freiheitswille als fehlender Respekt, denn Respekt habe ich gegenüber jedem Menschen, Lebewesen und jeder Pflanze auf dieser Erde.

Ich verstehe alle Verunsicherungen, aber Angst war schon immer ein schlechter Ratgeber und da wir keine Leichenberge auf den Straßen oder überfüllte Krankenhäusern haben, sollten wir darüber nachdenken, wie es um die Verhältnismäßigkeit dieser massiven Einschränkungen steht. Als in allen Medien publiziert wurde, dass sich die Infektionszahlen verdreifacht hätten, hat das RKI erst auf Nachfrage zugegeben, in diesem Zeitraum dreimal so viele Tests durchgeführt zu haben. Ich möchte mit diesem, meinem persönlichen Statement einen Anstoß geben, tiefer zu graben.

Die Situation ist schwierig, Politik ist schwierig, Globalisierung ist schwierig, Medien kritisch zu betrachten ist schwierig. Für eigene Glaubenssätze und Überzeugungen gilt das auch, aber es gibt Daten und Fakten, über die nicht gesprochen wird und das darf in einer Demokratie, in der es eine funktionierende vierte Gewalt geben muss, nicht passieren. Ich behaupte auch nicht, ich würde die „Wahrheit“ kennen, das wäre überheblich, denn diese werden wir vermutlich erst von den Historikern in einigen Jahren erfahren. Aber das, was versucht wird uns zu erzählen, kann in seiner Einseitigkeit nicht die ganze Wahrheit abbilden. Ich frage mich, ob wir jetzt jedes Jahr zwischen Januar und März – wenn die alljährliche Grippewelle kommt – unseren Respekt zollen sollen und die Wirtschaft, unser öffentliches Leben und Sozialkontakte auf ein Minimum herunterfahren, um unsere Großeltern zu schützen. Die Antwort liegt auf der Hand: Es wäre nichts mehr übrig, was wir herunterfahren könnten.

Deshalb müssen wir Fragen stellen und ich kann einfach nicht anders, als mich dazu zu äußern, was meine Generation jetzt ohne Widerstand, ja sogar mit positiver Bestätigung geschehen lässt. Mir wurde von Freunden auch gesagt, dass es unsere Generation „ja in der Situation zum Glück nicht wirklich trifft“ und ich frage mich, ob es das wirklich nicht tut? Möchten wir in einer Gesellschaft leben, in welcher wir durch eine App vor einem Nicht-Geimpften oder auch nicht durch eine App registrierten Mitmenschen gewarnt werden?

Ich möchte nicht wegen meiner persönlichen Überzeugung, dass der Körper sich selbst zu heilen vermag und es jedem zusteht, selbst zu entscheiden, was er seinem Körper zuführen möchte, diskriminiert werden und das ist nach Art. 2 des Grundgesetzes auch mein gutes Recht. Es steht in unserem Grundgesetz, für dessen Ausarbeitung und Achtung meine Großeltern und Urgroßeltern gekämpft haben, und es gibt für mich keinen ersichtlichen Grund, dieses auch nur in einem Punkt außer Kraft zu setzen oder zu „pausieren“.

Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden, ich will die potenzielle Gefahr des Corona-Virus nicht verleugnen. Wir haben vielleicht noch keine wirklich umfassende zuverlässige Datenlage, um zu wissen, wie viele Menschen sich noch infizieren werden, wie viele schwere Krankheitsbilder entwickeln und wie viele schlussendlich im Zuge einer Erkrankung versterben. Aber die bisherigen Studien lassen darauf schließen, dass diese nicht in dem uns angekündigten dramatischen Ausmaß auftreten werden. Genauso wenig gibt es bislang einen Impfstoff, der, nebenbei bemerkt, dann auch noch ohne die sonst obligatorischen, üblichen Verfahren zugelassen werden soll. Das finde ich beängstigend.

Es gibt nicht durchweg nur positive Erfahrungen mit bereits im Einsatz befindlichen Impfstoffen, aber diese wurden immerhin noch nach allen Regeln wissenschaftlicher Redlichkeit getestet und optimiert. Ich habe die Befürchtung, dass das erst der Anfang ist und ich mein Recht auf die Unversehrtheit meines Körpers und die Selbstbestimmung über meinen eigenen Körper verliere. Ich bin frustriert und traurig darüber, dass meine aufgeklärte Online-Generation nicht nachfragt, sondern einfach hinnimmt. Wir wären in der Lage, alle Informationen einzuholen, die wir haben möchten, wir dürfen unsere persönliche Meinung frei äußern und wir kennen die vielen Fehlentwicklungen, die in der Vergangenheit passiert sind.

Dass mein Text an der ein oder anderen Stelle etwas zynisch oder resigniert daher kommt, kann so aufgefasst werden, auch dass man eine Generation nicht pauschal in eine Schublade stecken kann, versteht sich von selbst. Und dass die Angst vor etwas Unbekannten lähmen kann, weiß ich auch. Ich will mich hier nicht gegen meine Gleichaltrigen stellen oder sie pauschal abstempeln. Ich kann und will mich auch nicht von ihnen abgrenzen, ich bin ein Teil davon. Ich will mich nicht über andere erheben, sondern die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass auch wir mehr Verantwortung übernehmen müssen, um gemeinsam nicht nur fürs Klima, sondern auch gemeinsam für eine Welt, wie wir sie uns vorstellen und wie sie uns gefällt, einzustehen. Wir haben ein unendliches schöpferisches Potenzial, das wir jederzeit aktiv gestalten können und die Informationen dazu, wie und wozu wir diese einsetzen können, liegen nur einen Klick entfernt. Wir haben verschiedenste Kanäle, ob YouTube, Instagram oder Online-Magazine. Sei es ein Interview, ein Bericht oder auch nur ein kleiner Kommentar. Wer suchet, der findet.

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