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Die Karbonisierung des Denkens

Technocracy 2.0 in Vorbereitung

Die Dekarbonisierung des Westens (Länder wie China, Russland oder Indien sind nur nominell dabei) ist im vollen Gang. Gleichzeitig findet eine „Karbonisierung“ unseres Denkens statt, sprich ein Einüben darin, unser Leben als CO2-Fußabdruck/Karbon-Impact zu begreifen. Das Problem dieser Agenda derzeit ist, dass die meis-ten Menschen mit CO2 nichts so recht anzufangen wissen. Kaum einer versteht Angaben wie „5 kg CO2e (e = CO2-Äquivalent)“ auf den Verpackungen. Kurz gesagt die Verwirrung ist groß und Abhilfe tut Not. In bzw. auf diese Marktlücke stieß das neuseeländische Unternehmen Cogo. „Unsere Vision ist eine Welt, in der den eigenen CO2-Fußabdruck zu kennen ebenso geläufig ist, wie den Kalorienverbrauch oder die zurückgelegte Wegstrecke“ lesen wir auf der Webseite. Um das Karbon-Bewusstsein zu befördern, hat Cogo eine App für das Smartphone entwickelt, die dem Anwender Rat und Auskunft erteilt. Beispielsweise gibt es eine CO2-Ampel für Produkte (s. Abb.). Cogo kooperiert bereits mit zehn Großbanken, darunter die Commonwealth Bank, NatWest, Santander und ING. Die Transaktionen der Bankkunden via Smartphone werden in CO2e-Werten abgebildet. Und weil das (noch) zu abstrakt ist, gibt es bildhafte Aussagen wie „Ihr Fußabdruck entspricht 3065 gefahrenen Kilometern“ oder „Dafür wurden bereits acht Bäume gefällt“. Wie im Wissenschaftsjournal Nature kürzlich zu lesen war, haben sich Umwelt-„Experten“ dafür ausgesprochen, PCAs (personal carbon allowances, deutsch etwa: CO2-Freibetrag) auszugeben, was den Menschen ermöglichen soll, auch privat mit Kohlenstoffzertifikaten zu handeln. Die Nature-Autoren machten klar, dass es sich um ein verpflichtendes Projekt handeln müsse. Zunächst sollen der Elektrizitäts-, Treibstoff- und Heizmaterialverbrauch vom zugewiesenen Freibetrag abgezogen werden. Wer sein Limit überschreitet, muss dann eben auf dem privaten Markt nachkaufen. Die Einführung einer digitalen Identität und von CBDC (Central Bank Digital Currency) und ein drohendes Bargeldverbot könnten das Tor zur Hölle endgültig öffnen. Neu ist diese Entwicklung übrigens nicht. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es in den USA eine technokratische Bewegung (Technocracy Inc.), die das Leben der Menschen in allen Bereichen auf Basis von exakten Berechnungen regulieren wollte. Die zentrale Größe der Technokratie sollte der Energieverbrauch und die Effizienz der „Mensch-Maschine“ sein. Doch um jede Transaktion und jede Ortsveränderung erfassen zu können, ist eine 24/7-Totalüberwachung nötig. Dazu fehlten damals noch die technischen Mittel. Heute sind sie durch die Digitalisierung in greifbare Nähe gerückt. 

Quelle: www.cogo.cowww.nature.com

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