Großflächige Solarparks heizen die Atmosphäre auf

Wenn Klimaschutz zu Geoengineering wird 

Die 2009 gegründete Initiative Desertec strebt an, Solarstrom – photovoltaisch und solarthermisch – in sonnenreichen Wüsten zu generieren und mittels Hochspannung-Gleichstrom-Übertragung in den sonnenärmeren Norden zu exportieren. Allein die Sahara, die größte Wüste der Erde, könnte theoretisch den Weltenergiebedarf gleich viermal decken. Berechnungen zeigen, dass der Strom in der Wüste zu dem durchaus marktfähigen Preis von circa 4 Cent/Kilowattstunde produziert werden könnte. Da Wüsten unwirtlich und weitestgehend unbewohnt sind, käme es zu keiner Flächenkonkurrenz. Strukturschwache afrikanische Anrainerstaaten könnten durch den Energieexport einen wirtschaftlichen Auftrieb erhalten. Und so laufen denn auch in Marokko und Tunesien bereits Referenzprojekte. Das hört sich alles verlockend an. Doch schwedische Forscher an der Lund-Universität haben simuliert, was passieren würde, wenn a) 20 Prozent und b) 50 Prozent der Saharafläche mit Kollektoren bedeckt wären. Da diese dunkel sind, nehmen sie mehr Sonnenstrahlung auf als der Wüstenboden, wandeln jedoch nur 10–15 Prozent davon in nutzbare Energie um. Der Rest wird zu Wärmestrahlung, die die Wüste weiter aufheizt. Sind nun Tausende oder sogar Millionen Quadratkilometer der Sahara bedeckt, so wird diese zusätzliche Wärme nicht nur die Wüstentemperatur ansteigen lassen, sondern sich ungleichmäßig über den ganzen Globus verteilen, so die Forscher. Bei 20 Prozent Sahara-Bedeckung würde sich die Wüste um 1,5 Grad erwärmen (Variante b: 2,5 °C), der weltweite Temperaturanstieg wurde mit 0,16 °Celsius (0,39 °C) angegeben. Die Polkappen würden sich dabei stärker erwärmen, wodurch mehr Eis schmelzen würde. Das würde wiederum das Meerwasser verdunkeln, wodurch mehr Strahlungsenergie in Wärme umgewandelt würde. Die tropischen Regionen würden dagegen trockener werden; der dort fehlende Regen würde in der Sahara fallen und diese begrünen helfen. Als zusätzliche Folge sagt die Studie eine Zunahme von Zyklonen für Europa und Nordamerika voraus. Weitere Effekte wie der fehlende Sahara-Sand, der, von den Jet-Streams befördert, normalerweise die Tropen-Vegetation düngt, sind in der Studie noch nicht berücksichtigt. Die schwedische Modellrechnung zeigt einmal mehr: Das Klima ist ein nur schwer kalkulierbares, komplexes Geschehen mit non-linearen Kausalketten und empfindlichen Rückkopplungsschleifen. Angesichts solcher Szenarien offenbaren durchaus ernst gemeinte Geoengineering-Vorschläge wie „Global Dimming“ (Ausbringen einer das Sonnenlicht dämpfenden Aerosolschicht um den Globus) oder gar die Installation von gigantischen Spiegeln im Weltall zur Reflexion der Sonnenstrahlung ein erschreckendes eindimensionales und monokausales Denken hochbezahlter Experten. 

Quelle: https://theconversation.com

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