raum&zeit Ausgabe 138

November/Dezember 2005

Wissenschaftler lüften Geheimnis
DNA kommuniziert im Universum

Wirtschaftskrise
Die Irrtümer der Experten

Hyperaktive Schüler
Der kurze Weg zum Psychiater

Zeitforschung
Wie kosmische Rhythmen unser Leben bestimmen

Editorial: Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus

Werden die Spritpreise jemals wieder fallen, was glauben Sie? Oder die Preise für Strom, Wasser, Miete?
Wir verbrauchen zu viel. Auf jedes neu geförderte Barrel Erdöl verbrauchen wir zwei. Internationale Ölkonzerne wie Exxon-Mobile, BP und Royal-Dutch/Shell erschließen jetzt Reserven vor der russischen Insel Sachalin. Doch Reserven sind endlich, auch im Maßstab des ganzen Planeten. Die Welt wirtschaftet auf Kredit – ein Kredit, den uns die Natur immer zögerlicher gewährt.
Wir manipulieren und zerstören viel, erzeugen aber fast nichts, was der Natur helfen könnte, sich zu regenerieren. Die Natur ist kein Perpetuum mobile. Nicht nur im Labor, auch in der Natur gelten physikalische Regeln, zum Beispiel das Gesetz von Kraft und Gegenkraft. Die Meinung, Orkane und Tsunamis haben nichts mit einem Missbrauch der Natur zu tun, ist naiv.
Nicht nur die Öl und Gas fördernde Industrie, auch die Atomindustrie betreibt ökologischen und kulturellen Raubbau, eine Art nuklearen Neokolonialismus.
Am 1. November vor 53 Jahren zündeten die USA auf dem Eniwetok-Atoll der Marshall-Inseln die erste Wasserstoffbombe. Die Insel Elugelab verschwand spurlos. Bisher wurden weltweit 2057 Kernwaffentests durchgeführt, davon wurden 528 Atombomben in der Atmosphäre, unter Wasser, auf der Erdoberfläche oder im Weltraum gezündet. Diese Tests haben zu einer weltweiten Strahlenbelastung der Erde geführt, die unsere Gesundheit noch immer beeinträchtigt und auch in Zukunft beeinträchtigen wird.
Noch 1976, zwölf Jahre nach dem Verbot atmosphärischer Atomtests wurde im chinesischen Lop Nor, Provinz Xinjiang, eine Viermegatonnen-Bombe oberirdisch gezündet. Dabei wurde die uigurische Bevölkerung in den unmittelbar betroffenen Gebieten nicht einmal evakuiert.

Fast alle Uranvorkommen der Welt sowie Versuchsgelände für Kernwaffen finden sich auf Territorien nichtindustrieller Gesellschaften – der australischen Aborigines, der amerikanischen Indianer, der chinesischen Uiguren, der Polynesier oder der Marshalleser. Die Gewinnung von Uran verseucht nicht nur die Nahrung und das Grundwasser jener Völker, sondern entwurzelt sie aus ihrer jahrhundertealten Kultur.
Die moderne Rohstoff-Lobby führt Krieg und erzeugt Terror. Die dabei wirkenden Kräfte werden immer gewaltiger. Eine Ausgeburt dieser bösartigen Entwicklung sind Geowaffen. Sie erzeugen künstliche Erdbeben oder atmosphärische Störungen, die Naturkatastrophen auslösen können. Eine Waffe ist ein Feind, selbst für ihren Besitzer, besagt ein altes Sprichwort.
Die Natur ist unvergleichlich komplexer und intelligenter als wir selbst, denn der Mensch ist nur ein ganz junger Teil des Kosmos. Leben in Harmonie mit dem Kosmos war bereits ein existentielles Grundanliegen antiker Hochkulturen. Es ist an der Zeit, die Mächtigen unserer Zivilisation daran zu hindern, unseren Planeten weiter zu zerstören.

In diesem Sinne,
Herzlichst Ihr

Hartmut Müller

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