Die buddhistische Lehre besagt, dass jeder einzelne Mensch in sich die unbegrenzte Weisheit und das unendliche Potenzial der Buddhaschaft hat, um alle Herausforderungen des Lebens zu meistern, ein erfülltes Leben zu führen und die Gesellschaft positiv zu beeinflussen. Im Interview spricht der buddhistische Lehrmeister, Yoshiharu Matsuno, über die buddhistische Ausübung, seine Erfahrungen und wie wir mit der aktuellen Situation umgehen können.
Hilda Müller: Welchen Buddhismus praktizierst Du?
Yoshiharu Matsuno: Ich praktiziere den Nichiren Buddhismus seit 1964. Damals war ich 17 Jahre alt und der Meinung, dass Gesellschaft und Politik in eine falsche Richtung gehen. Ich engagierte mich in der Studentenbewegung und sympathisierte sogar mit der Baader-Meinhof-Bande, die Gewalt angewendet hat, um die Gesellschaft zu erneuern. Zu dieser Zeit traf ich die Laienorganisation der Soka Gakkai, die den Nichiren Buddhismus praktiziert. Ich war sehr skeptisch gegenüber dieser buddhistischen Gemeinschaft, aber auch neugierig. Probeweise fing ich an und mittlerweile bin ich fast 60 Jahre dabei.
Dieser Buddhismus hat mich fasziniert – nicht, weil er philosophisch oder spirituell neu und erfrischend war, sondern weil es eine konkrete Handlung gab, um etwas zu verändern. Und schließlich konnte ich mich mit dem Gründer, Nichiren Daishonin, identifizieren, der im 13. Jahrhundert als Mönch in Japan lebte und Sohn eines einfachen Fischers war. Auch er kritisierte die Machthaber. Im damaligen Japan gab es Naturkatastrophen, Epidemien und auch Kriege und Nichiren fragte sich, wieso die Menschen in Japan dieses Unglück erfahren und darunter leiden müssen, obwohl es doch buddhistische Tempel wie Sand am Meer gab? Nichiren versuchte deshalb, den Buddhismus neu zu verstehen und auch neu zu bewerten. Als Jugendlicher verstand ich, dass ich nicht einfach nur spirituell oder geistig „geheilt“ sein kann, sondern dass ich konkret in meiner direkten Umgebung handeln muss. So hat mich Nichiren als Person sehr inspiriert. Nichiren definierte sich selbst als „Verfechter des Lotos-Sutra“.
Eine Lehre der Selbstachtung
H. M.: Was besagt das Lotos-Sutra?
Y. M.: Das Lotos-Sutra, so sagt man, ist die Zusammenfassung der Lehre des historischen Buddha Shakiyamuni, auch Gautama Siddharta genannt, und in diesem Sutra stehe die Quintessenz des Buddhismus und es sei der König aller Sutren. Für mich persönlich ist das auch so. Das Lotos-Sutra besagt, dass alle Lebewesen die wunderbare Buddhanatur besitzen. Deshalb könnte man auch sagen, dass dieses Sutra eine Lehre der Selbstachtung für sich und der Selbstachtung für andere ist. Dieser Gedanke hat in den 1960er Jahren viele japanische Jugendliche fasziniert.
Daisaku Ikeda, der dritte Präsident dieser buddhistischen Laienorganisation, hat durch seine Dialog-Fähigkeit sehr viele japanische Mitglieder erreicht, sodass der Buddhismus auch nach Deutschland kam.
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