r&z online
© Maksim Nikalayenka/Adobe Stock

Apropos Atom – Ein schwimmender Schrotthaufen und der Super-Dauer-Gau

Von Christine Kammerer, Neumarkt – raum&zeit Ausgabe 214/2018

Ja, es ist still geworden um das leidige Atom-Thema. Wahrscheinlich, weil wir auch so schon genug Probleme haben. So ein Atom-Unfall wäre wirklich das allerletzte, was wir jetzt noch brauchen. Man möchte sich gar nicht erst vorstellen, was passiert, wenn Kim Jong-un aus Versehen mal ein Bömbchen auf das schwimmende Atomkraftwerk von Putin fallen lässt. Jenen strahlenden Stern, der gerade am Export-Horizont der russischen Nation aufgegangen ist. Einige träumen schon von der „Auferstehung der Atomenergie“, für die meisten anderen ist der schwimmende Atom-Schrott auf den Weltmeeren ein echter Albtraum. Apropos Schrott ...

Wenn man alle Atomtests weltweit seit 1945 zusammenrechnet, kommt man auf die stattliche Anzahl von über 2 000. Dann noch die Unfälle: Harrisburg, Tschernobyl und etliche Namenlose. Die nach Auffassung der zuständigen AKW-Betreiber gar nicht der Rede Wert waren. Und dann wäre da noch der ganze übrige Müll ... Atombomben zum Beispiel. Auch die ganz kleinen und selbst die unbrauchbar gemachten strahlen hartnäckig vor sich hin. Bis in alle Zukunft. Also sehr, sehr, sehr lange. Machen wir noch ein Fass auf: Radioaktive Abfälle aus der Atomindustrie. Aus Medizin, Technik und Forschungseinrichtungen. Apropos Fass ...
Was machen wir eigentlich, wenn die Fässer mit den radioaktiven Abfällen, die wir damals im Meer entsorgt haben, dann doch irgendwann einmal durchrosten? Das Versenken hat ja immerhin schon seit 60 Jahren Tradition vor Europas Küsten. Apropos Abfall ...
Jedes Jahr fallen allein in Deutschland rund 450 Tonnen an. Insgesamt waren es bis Ende 2010 etwa 300 000 Tonnen auf der ganzen weiten Welt. Nur die hochradioaktiven Abfälle wohl gemerkt. Und das war vor Fukushima. Apropos Fukushima ...

Bis dahin dachten ja viele: So ein GAU, der passiert halt. Das geht vorbei. Danach wird aufgeräumt. Deckel drauf und fertig. Wer hätte es damals schon für möglich gehalten, dass sich das zu einer so langwierigen Angelegenheit entwickeln könnte? Aus Fukushima ist jedenfalls ein regelrechter Dauer-GAU geworden. Der lässt selbst unsere Nachkommen noch strahlen. Bis in alle Zukunft. Wenn wir nicht eine Lösung finden.

Apropos Zukunft: Angesichts der derzeitigen Verfassung der Welt könnte man manchmal direkt in Depressionen verfallen. Oder sich der allgemein grassierenden Angst-Hysterie anschließen. Die greift ja derzeit um sich wie eine Pandemie. Doch das sind im Grunde die schlimmsten aller Plagen: Fatalismus und allzu große Angst vor der Zukunft. Denn sie lähmen uns in unserer Kreativität. Und zum Glück hat der Mensch in seiner Geschichte noch immer genug Phantasie und Erfindungsgeist bewiesen, um auch katastrophale Entwicklungen wieder zum Guten zu wenden, Kriege zu befrieden und die anstehenden Probleme zu lösen.

Und Kim Jong-un hat ja immerhin schon einmal einen ersten Schritt gemacht und einen Teil des nordkoreanischen Atomtestgeländes gesprengt ...

zur Startseite