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Bravo, Me too!

raum&zeit-Kolumne von Manfred Jelinski

Ein dreifaches Hurra auf die Me-Too-Bewegung. Sie hat Fantastisches erreicht. Sie hat etwas zutage gefördert, was bisher zwar in der Bevölkerung völlig unbekannt aber nichtsdestoweniger sehr real war: Die Ausnutzung der männlichen Herrschaft, um Frauen sexuell auszubeuten. Und nun haben Schauspielerinnen es endlich gewagt, das an die Öffentlichkeit zu bringen.
Frauenbeauftragte sind überrascht.
Und dann passierte ganz schnell etwas wirklich gesellschaftlich Relevantes! Ein Hollywoodmogul wurde gestürzt, ein bekannter deutscher Fernsehproduzent fiel ebenfalls vom Sockel.
Vordrucke für sexuelle Beziehungen wurden entworfen, in denen man sich nach wochenlangen Beratungen mit Männern über Details des Umgangs einigen konnte. Gültig (und juristisch verwertbar) natürlich nur mit Unterschrift!
Und dann kam der Knaller!
Endlich konnte man auch darüber diskutieren, ob antike oder Renaissance-herkömmliche Kunstwerke noch öffentlich ausgehängt werden können! Die Darstellung des nackten weiblichen Körpers in der Kunst sei doch praktisch ein Synonym für die Ausbeutung und Vergewaltigung der Frauen!
Und wer hier sagt, das wäre doch Kunst, der weiß inzwischen: Auch in preisgekrönten, scheinbar harmlosen Gedichten verbirgt sich die Instrumentalisierung der Frau als Ware.
Nein, man kann Frauen doch nicht wie Blumen bewundern!
Überhaupt bewundern! Was für eine Perversion des gesellschaftlichen Umgangs mit dem weiblichen Geschlecht!
Ja, all dies ist ein unglaublicher Erfolg von Me Too! Jetzt kann jedes Kunstwerk darauf geprüft werden, ob da ein perverser, vergewaltigender Macher dahinter steht! Jetzt kann man wieder Filme und Bücher auf dem Marktplatz verbrennen, und der Stapel ist naturgemäß sehr hoch, ja sogar riesig.
Und diesen Skeptikern, die anmerken, dass all das absolut keine Auswirkung auf die Zwangsprostitution hat, die, aus verschiedenen Ländern kommend, sich auch bei uns etabliert hat, was sagt man denen?
Und dass all diese Bemühungen nichts daran ändern, dass jedes Kind sich im Internet ohne Probleme Myriaden von absolut erniedrigenden, vergewaltigenden und schändenden Bildern und Filmen anschauen kann, was sagt uns das?
Ach naja, sagt man da. Sind ja keine richtigen Bilder, nur elektronisch und Internet kann auch nicht verbrannt werden.
Schon gar nicht publicity-fördernd auf dem Marktplatz.

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