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Fridays for Plastic

raum&zeit-Kolumne von Manfred Jelinski

Kolumne: Durch Umfragen ist hinlänglich bekannt, dass den Menschen heutzutage die Art der Berichterstattung auf den Keks geht. Eine Nachrichtenbewirtschaftung, die sich noch nicht sehr weit vom Wilden Westen entfernt hat. Eigentlich geht es immer nur um Shotdowns im O.K.-Corral, Eisenbahnüberfälle und Naturkatastrophen. Und dann wird beklagt, dass die Dinge schlecht sind und dass man was dagegen tun müsste. Dagegen, wohlgemerkt, nicht etwa für etwas. Und wenn, zum Beispiel bei „Fridays for Future“, ist es auch nur eine Aufforderung, irgendetwas NICHT zu machen. Zum Beispiel CO2 zu produzieren.
Da hat es die Politik doch wunderbar leicht, auch mit Restriktionen zu reagieren, also mit neuen Steuern. CO2-Steuer, super!
Vielen Dank, liebe Schulkinder! Da wären wir gar nicht drauf gekommen! Das ermöglicht jetzt neue Ablassbriefe, mit denen man die maroden Brücken und Autobahnen reparieren kann. Denn Schlaglöcher, das weiß man ja, verbrauchen mehr Benzin.
Und wo sind jetzt die Vorschläge, wie man aktiv aus der Krise kommt?
Von den USA darf man da nix erwarten. Im Trompetenland müssen erstmal die Besitzer von Kohle-Aktien ihre Anteile gewinnbringend umsetzen. Russland? China? Hm.
Früher hatten die Deutschen ja helle Köpfe. Aber früher hatten wir auch einen Kaiser und danach einen ... hm, jetzt wird es schwierig, Einstein, Heisenberg oder von Braun zu verteidigen. Waren ja alles Nazis, weil ... Auch Trump hat ja deutsche Wurzeln. Also besser untertauchen.
Dann müssen also die anderen ran, die Zweite- und Dritte-Welt- Staaten! Ausgerechnet aus Kolumbien startet ein Unternehmen1, sich des Plastikmülls nutzbringend anzunehmen. In der Elfenbeinküste will man Ziegelsteine aus diesem Grundstoff herstellen. Dazu sollen dort Arbeitsplätze entstehen, deren Zahl man noch gar nicht einordnen kann. Denn außer den in der Fabrik Beschäftigten gibt es noch die vielen „freien Mitarbeiter“, was praktisch jeder mit zwei Händen und zwei Beinen sein kann. Oder auch nur mit einem Bein. Egal, Hauptsache, kann Müll sammeln. Plastikmüll, wohlgemerkt. Natürlich wird alles klimaneutral und von der Unicef kontrolliert abgewickelt.
Die Deutschen rümpfen natürlich die Nase. Müll sammeln. Bäh. Und wiederverwerten! Klingt irgendwie nach DDR, wo die Kinder angehalten wurden, Flaschen zu sammeln. 
Nä, das machen wir im Westen ganz anders. Kein Anreiz, sondern Verpflichtung. Container hinstellen und Druck aufbauen. Wer nicht dort einwirft ist bäh. Wo Flaschen und Müll hinkommen, wie und wo sie verwertet werden, darüber kursieren abenteuerliche Berichte, von denen ich fürchte, dass sie sogar mindestens teilweise wahr sind.
Wo sind eigentlich die Ideen geblieben, Landstraßen und Landebahnen mit einer Schicht Solarzellen zu überziehen?
Nun, die Förderung von dezentraler Energiegewinnung wird ja eher behindert, da haben die Stromkonzerne ein Vorrecht, denn sie bezahlen schließlich die Politiker. Über Steuern, ganz klar. Aufsichtsratsposten und andere Unterstützungen sind ja ganz böse Diffamierungen!
Dann fällt mir natürlich sofort die Landwirtschaft ein. Jahrelang wurde der Anbau von alten Sorten behindert, ja, sollte sogar verboten werden. Denn Bayer hatte doch ganz tolle Hybriden, die es nur bei ihnen zu kaufen gab. Und die man nicht weiterzüchten kann und darf. Und dazu noch die genmanipulierten Getreidesorten, die sich garantiert nicht über den Wind zu Bauern aussamen2die den Mist nicht gekauft haben! Und dafür müssen die dann Strafe zahlen! Ist doch klar! Da passt doch Monsanto genau ins Bild, für die, die sich immer gewundert haben.
Mir gehen ja immer die Verschwörungstheoretiker auf den Keks, die immer sagen, diese ganzen Zustände sind so gewollt, um Geld zu verdienen und die Neue Weltordnung durchzusetzen.
Und tatsächlich, man kann es sich vorstellen. Es muss doch total befriedigend sein, über ein Volk in Virtual-Reality-Kokons zu herrschen, das man mit Plastikfraß abfüttern kann.
In diesem Sinne kann man fast erwarten, dass das Plastikziegel- Unternehmen abgewürgt wird. Die globalen Juristen werden da schon ein Mittel finden. Und wenn es falsch eingelöste Pfandbons sind.

Fußnoten

1 Conceptus Plasticus: http://conceptosplasticos.com/

2 Bayer Agrarhandel: https://www.dekalb.de/

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