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Jörg Hüttenhölscher/Adobe Stock

Was tun mit der Bundeswehr?

raum&zeit-Kolumne von Manfred Jelinski

Der Wehrbeauftragte ist besorgt. Also, wohlverstanden, nicht die Heeresleitung, sondern die unteren Oberchargen.
Es würden sich nämlich fast nur noch die unteren sozialen Schichten um den Dienst fürs Vaterland bewerben. Und das hat auch einen Grund. Schon meine Mutter sagte, nachdem ich 1968 Abitur gemacht hatte und nicht so recht wusste, was damit anfangen: „Geh doch zur Bundeswehr, da kriegste umsonst den Führerschein!“
Meine Mutter kam vom Land. Sie dachte praktisch. Und das tun die Leute heute auch. Jedenfalls die im unteren sozialen Bereich.
Wenn man seit Jahren keinen vernünftigen Job hatte, sich von Fortbildung zu Fortbildung durchgehangelt hat, selbst als Master der Altphilologie noch nie einen bezahlten Schreibtisch besessen hat, ja, dann ist das doch logisch, oder?
Die Bundeswehr bietet ein geregeltes Einkommen, immer ein Dach über dem Kopf, gesunde Grundversorgung, eine Art Kranken-Privatversicherung und generell jemanden in der Nähe, mit dem man sich unterhalten kann. Das ist doch ein Signal für alle sozial Isolierten, nur von Grundversorgung lebenden Menschen.
Jetzt könnte man natürlich einwenden, dass der Dienst in einer Armee auch gefährlich sein könnte. Weil man ja sein Leben dem Vater- (oder Mutter-)Land geweiht hat.
Aber bitteschön, was hat das für eine Relevanz für den tatsächlich eintreffenden Alltag?
In einem Land, wo von über 90 Kampfhubschraubern wegen Wartungsproblemen nicht einmal 20 in die Luft gehoben werden können, aus Ersatzteilproblemen vielleicht 50 Panzer im Ernstfall aus den Unterständen rollen könnten und vielleicht zehn oder zwölf Tornados startbereit gemacht werden können, von Etappendetails wie Zelten und Decken mal gar nicht zu reden!?
Also, wo ist das Problem? Der Militärtransporter M400 ist noch immer nicht voll einsatzbereit – Airbus wird erfahrungsgemäß damit noch Jahre in der Forschung verbringen – also wie sollen deutsche Soldaten in Kampfgebiete gelangen? Mit den alten Transall, die nur deshalb nicht aus Altersgründen auseinander fallen, weil man damals noch keine day-to-day Bedarfslogistik bei den Ersatzteilen kannte und vorproduziert hat. Und weil wir doch so böse Menschen sind, (Sie wissen schon, wegen dem, dessen Namen man nicht mehr nennen darf) sind wir doch auf ewig mit Schuld beladen und deshalb nur als Ausbilder oder Awacs-Personal einsetzbar.
Wo ist da das Risiko fürs tägliche Leben?
Die gesellschaftliche Schere, die einen sonst immer weiter nach unten drückt, ist viel gefährlicher.
Trotz dieses Zulaufs klagt die Bundeswehr noch immer über Personalmangel. Vielleicht, um die Saldenlisten für die unmöglichen Wartungsarbeiten zu verwalten? Egal, wir brauchen wieder junge, kräftige Menschen, die sich zum Dienen verpflichten, woher nehmen?
Ach, das hat uns der Allmächtige doch schon vor die Füße geworfen!
Die vielen Asylbewerber, die aus sprachlichen und technischen Gründen kaum eine Chance haben, eine sinnvolle Beschäftigung zu bekommen – da wäre doch eine sinnvolle Einsatzmöglichkeit! Und sehr viele davon bringen sogar Vorkenntnisse mit! Mit Schießen, Bomben und Sterben sind sie doch oft aufgewachsen! Die könnte man doch als Deutsche (Einbürgerung ist ja kein Problem, sieht man doch an Fußballstars) nach Afghanistan oder Mali oder gar Syrien schicken! Und dort kennen sie sich sogar viel besser aus als ihre urdeutschen Kampfgenossen, die nur den Kampf mit den EDEKA-Angestellten beim Containern trainiert haben!
Finden Sie die Idee so abwegig? Und wie finden Sie es, dass Asylbewerber jetzt schon als Pflegekräfte für diesen speziellen geriatrischen Einrichtungen ausgebildet werden, die doch schon fest in den Händen anderer Einwanderungsgruppen sind? Da gibt’s jetzt schon Verteilungskämpfe, denn die Russenmafia ist not amused – oder wie man das sonst auf Neudeutsch sagt.
Was uns in Deutschland fehlt, ist doch der Blick aufs Wesentliche!
Das kriegen unsere Spitzenpolitiker uns schon erklärt. Sie haben doch sonst auch für alles eine Begründung.
(Wobei eine Begründung nicht unbedingt einen Grund nennen muss. Aber das ist eine andere Geschichte.)
Und wer nun unbedingt meint, selbst als Satiriker habe sich der Jelinski nun zu weit vorgewagt, dem antworte ich gern: Wie die meisten meiner Fachkollegen erschreckt mich zutiefst, wie nahe ich der Wirklichkeit oft komme. Immer wenn ich denke: Nun haste dich aber zu weit nach Absurdistan begeben, kommt die Klatsche aus der Politik. Was mein kleines Denkdings ausbrütet, ist den Großen der Politik doch schon längst Banane.

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